j.home`s world
 
Donnerstag, 4. Juli 2013
Conan der Barbar

Band 6 der Conan Saga
Conan`s Disput

Beinahe hätte sich bei mir ein Quentchen Trost breitgemacht, als die volldröhnende Stimme Conan`s über den Tisch hinweg röhrte. Und ich dachte mir, der Bursche konnte wahrscheinlich gar nicht anders als barbarisch tönen.
Er sagte:" Bei Crom Grünling, erklär dich!" Ich kratzte also mein neuerstarktes Selbst zusammen und hob an: "...bin ihr grösster Fan...nicht von hier..."
"Lauter", hörte ich ihn in beinahe guter Laune brüllen. "Und was bei Crom und Ymir ist ein Fan?"
"Ein Fan", begann ich immer noch zögerlich und suchte nach Worten," ein Fan ist ein Verehrer von jemandem, in diesem Fall von Ihnen, äh, Herr Barbar."
"Herr Barbar", brüllte die Runde. "Habt ihr das gehört! Conan Herr!" Lauter und Lauter wurde das Gebrüll wegen meiner Anrede. Wie sonst sollte ich ihn Anreden? Mir fehlte einfach immer noch der Mut. Darauf ging jedoch Conan nicht ein, er fragte zurück:
"Du verehrst mich? Wieso? Bei Crom, willst du sterben! Man verehrt einen Gott, nicht einen Menschen!" Mein Quentchen Mut von Anfang war wieder verflogen. Ich hätte es wissen sollen. Die Legende sagte ihm einen naiven aber doch intelligenten Charakter nach. Geradlinig, schnörkellos und irgendwie Korrekt im Denken, trotz seiner barbarischen Erscheinung.
"Nein, nein", konterte ich, " da wo ich herkomme ist es durchaus üblich Menschen zu verehren, auch wenn er kein Gott ist, das nennt man dann Fan sein", sprudelte es mit neuer Energie aus mir heraus.
Und irgendwie war nun der Bann des Schreckens völlig gebrochen. Ich wähnte mich beinahe in meiner Wohnstube während einem Gespräch mit Freunden.
"Herr Barbar", sagte ich, "dürfte ich ihnen ein paar Fragen stellen?" Es war mir sogar gleich, wenn man mein "Herr Barbar" belächelte. Mittlerweile würde ich auch geradeheraus du gesagt haben.
Conan schien dies zu spüren, denn er sagte:
" Ja, ja, stell ruhig ein paar Fragen, Grünling, und nenn mich Herr Barbar oder wie du willst, denn das gefällt mir schon ganz gut. Auch das Bild aufm Fetzen ist ganz gut." Heiterkeit hatte sich seiner Seele bemächtigt, und die Feststellung wurde von denen die immer noch zuhörten mit Applaus quittiert. Seine Heiterkeit schien sich noch zu steigern, schon beinahe fibrierte sein Antlitz vor Frohheit und er sagte:" Nun schiess endlich los, frag mich, was willst du denn wissen?" Meine gut einstudierte Vorgehensweise war schon lange im Eimer. Ich entschied mich, ihm erst einmal klarzumachen, dass er für viele meiner Generation ein Held war, dass er viele Fans in meiner Welt hatte und sagte:
"Herr Conan, sie sind der Held vieler Geschichten die mein Volk begeistern. Sie sind stark, mutig, unbesiegbar und behende mit dem Breitschwert. Sie leben ein Leben von Abenteuer zu Abenteuer, von Gefahr zu Gefahr. Wie fühlen sie sich dabei? Was geht in ihnen vor? Was treibt sie an?" Da ich meine Furcht endlich abgelegt hatte, hätte ich noch so weiterfahren können. Seine Antwort war dann beinahe so erstaunlich wie seine Taten legendär, denn er sagte:
"Bei Crom und Ymir, bin ich froh, dass mal einer nach meinem Innern fragt! Ehrlich gesagt ist es Scheisse, dass mich alle nach meinen Taten beurteilen. Nach meiner Körperkraft. Die Stellung die ich habe...Frau lass das grapschen, ja ",wies er seine Tischgenossin an", die Stellung die ich habe verlangt, dass ich tue, was ich tun muss, nämlich stechen hacken und prügeln. Und ja, meistens fühle ich mich wohl dabei. Denn so sind auch die Sitten meiner hohen Heimat im Norden. Nur manchmal, ja manchmal gräbt die Einsamkeit an meinem Herzen." Conan stocke. Der Blick ins Nichts gerichtet.
"Hm, ja", sagte ich, " es ist bekannt, dass sie nirgends zu Hause sind, nicht mal bei den Aesir, ihrem Stamm. Warum sind sie so Ruhelos?" Nachdem die Frage nach seinem Innenleben ein Hieb mit dem Stock war, schien diese Frage mit dem Schwert zu treffen. Beinahe erzitterte er als er eine Gegenfrage stellte:" Was ist ein Ruheloser? Bei Crom und Ymir, ich bin ein Barbar. Nicht gemacht für Heim Kleider und feine Zungen. Was bezweckst du mit dieser Frage? Seine Gegenfrage stellte mich keineswegs in eine Sackgasse. Die nächste Frage hatte ich schon überlegt.
"Nun ja, es gab da doch durchaus Gelegenheiten, Orte zum bleiben. Es gab auch Frauen. Genug Anreiz ein ruhiges Leben zu führen. Konkret, warum hast du Livia nach Hause geschickt? Jene Frau, die du in schwarzen Landen ihren Herren entrissen hast. Sie wäre dir treu ergeben gewesen." Endlich war auch das förmliche Sie aus meinem Anrededeutsch verschwunden. Befreit konnte ich Conan`s Gefühlslage abtasten. Immer mit der Vorsicht im Nacken, nicht zu forsch, zu unbedacht zu sein.
"Du hättest ihr doch eine Chance geben können, neben dir zu bestehen. Hättest sie als deine Braut beschützen können", setzte ich bewusst meinen Finger auf diese Stelle. Ich wusste, dass der Barbar nun endlich geneigt war zu antworten.
"Du weisst nicht von was du da sprichst. Mein Leben ist ein hartes Leben, nicht gemacht für eine feine weiche Frau. Sie wäre zugrunde gegangen", wählte er gedrückt seine Worte. Beinahe schien es als Conan wankte. Unsicher ob seiner vollbrachten Taten.
"Sie hätte zu dir gehalten, deine Einsamkeit gelindert, hätte dich geliebt auch als Kriegerhäuptling in schwarzen Landen", setzte ich nach.
"Crom, können wir diese Geschichte überspringen, kannst du das bitte ruhen lassen? Ich will nicht darüber sprechen. Nur das eine, die Härte meines Lebens in der Wildnis hätte sie umgebracht. Nächste Frage", forderte er kleinlaut?
Ich setzte mit einer Feststellung nach:
"Und du viele deiner Geliebten durch eine Bestie verloren hast...!"
"So ist es, Grünling!" Die Worte ein Hauch.
"Aber bei Crom, ich schwöre, das hatte ich bei keiner gewollt!" Conan schien seltsam berührt. Nicht mehr erschien er mir nur als gewaltsamer, mit Waffe seine Probleme lösender Barbar. Er erschien mir menschlicher als manch einer aus meiner Welt. Auch ich war berührt, hatte ich doch mit angehaltenem Atem viele seiner Taten in Büchern nachgelesen. Und ich spürte, Conan bereute letztendlich keine einzige seiner Entscheidungen. Sie mochten ihn rückblickend sentimental stimmen. Aber er würde sich davon lösen. Würde den nächsten Humpen stemmen. In der Hand eine Frau, in der runde Männer gleichen Sinnes. Wie zum Zeichen wandte sich Conan seiner momentanen Bekanntschaft zu. Zog sie mit seiner riesigen Rechten an sich. Ich wechselte das Thema.
"Woher kommt deine Abneigung, deine Grauen vor Übernatürlichem, ich meine, du bist ein Barbar, aufgewachsen unter einem furchtlosen Volk, wovor fürchtest du dich", fragte ich.
"Ja, Grünling", sagte er, " wenn du erlebt hättest, was ich erlebt habe, würdest du mich verstehen. Es ist nicht so, dass mein Volk mit Idolen und Göttern auf gutem Fuss steht. Wir wollen vor allem eins sein, frei. Und wenn Götter oder fremde Mächte dies anzweifeln, nehm ich den Kampf auf, obwohl mich graut, wie du festgestellt hast, zufrieden!" Woher rührt dieses Grauen", hakte ich nach. Conan schnaufte tief und antwortete schliesslich:
"Ja schau, als ich noch ein Junge war, lehrten mich die Alten Respekt vor übernatürlichen Mächten. Und immer wenn ein Sturm unser Lager zerfetzte, unheimliches unseren Stamm heimsuchte, gab man den Göttern die Schuld."
Ich schob sofort eine Frage nach:
"Erklärt das wieso du soviel auf Streife bist?" "Ja, genau!" Dabei lachte er plötzlich laut heraus, erinnerte mich an Schwarzenegger und seine Verkörperung des Barbaren. Und wie erklärst du dir die vielen Abenteuer? Überall wo du hingehst, folgt dir der Tod auf Füssen. Leichen säumen deinen Weg, das Grauen beschliesst deinen Pfad."
"Ja, bei Crom und Ymir, entweder ich oder die andern."
Du willst sagen, es macht dir Spass zu töten?"
"Ich frage dich, Grünling, hast du jemals getötet? Nein, natürlich nicht, nur kleine Viecher." Conan hielt sich den Bauch vor lachen und mir brannte eine letzte Frage auf der Zunge:
"Gab es jemanden, dessen Tod du betrauerst?"
Conan antwortete nicht sogleich, neigte leicht sein von langem dunklem Haar eingerahmtes Haupt und flüsterte:
"Kein Mann den ich tötete reut mich. Denn die meisten waren verlogen, rach- und beutesüchtig, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Aber diese Piratin da, die Königin über ein Schiff voller Schwarzer. Mann, das war ein Weib. Besser als manch ein Edelmann." Conan verstummte. Ein schwermütiger Hauch legte sich über sein Antlitz, als er sagte:
"Das Grauen am Ende...am Ende des Zarkheba, des Flusses, Belit, die Königin...erhängt auf ihrem eigenen Schiff, siehst du Junge, so sieht das Grauen aus...während ich abwesend kämpfte kam sie ums Leben, Belit, sie reut mich...genügt dir das Grünling?" Der Cimmerier war verstummt. Vielmehr war auch nicht aus ihm rauszukriegen. Irgendwie hatte ich nun auch genug gehört. Hatte etwas aus dem Leben dieses Barbaren gehört und begriffen. Heutzutage würde man sagen, Conan war ein offener, geradlieniger Mensch. Schnell zu Hilfe, immmer ein Ohr für die Gerechtigkeit, Obrigkeit hin, Obrigkeit her. So war ich froh, das Conan plötzlich auffuhr und schrie:
"Auf, zurück das Fest, Bier her, fertig die Fragen, und du Grünling festest tüchtig mit. Saufen ist angesagt. Und wie heisst du überhaupt, was sind deine Taten?" Ich nannte ihm meinen Namen. Keine Regung. "Und saufen kann ich, zumindest", rief ich in den angeschwollenen Geräuschpegel. Darin würde ich mithalten. Aber ich hatte ja keine Ahnung. Wir zechten bis zum morgen. Und ich muss aller Wahrheit zuliebe hinzufügen, dass der Drive und der Speed der Abfolge von derben Sprüchen, Humpen heben und leeren, Witze reissen und lachen meine Erfahrung doch noch um einiges überstieg. Der Kopf brummte mir gewaltig als ich mich endlich auf den Weg machte. Ich durchschritt mein Zeitportal irgendwann vor dem Mittag. Gerade noch rechtzeitig um zu schlafen...um dann zu erzählen von meiner Reise nach Hyborien...

jh

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