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Montag, 25. September 2017
Qurongs Zwiespalt-jh`s Rezension von T.Dekkers Bd 3 der Circle Saga

Unruhig wendete er seinen Kopf. Hätte sein Körper eine Stimme gehabt, er hätte geächzt. Fiebrige Anspannung hielt ihn nun schon zu lange fest. Noch so eine Nacht und seine mentale Verfassung würde vom Sturm der vergangenen Ereignisse weggespült werden. Wie er es sich auch zurechtlegte, er konnte keinen Ausweg finden. Entgegen seiner sonstigen Art, die ihn als entschlusskräftigen Mann kannte, lag er nun hier, gehalten von einer unlösbar scheinenden Fragestellung, die er einfach so lösen sollte. Nicht einmal die Nacht war mehr bereit, seine friedlichen Arme auszustrecken. Schwaches Licht brach durch Ritzen in der Holzwand. Wolken überzogen das Land und hüllten die Waldoase in eine tiefe Stille. Er war der mächtigste Regent im Land. Vom einfachen Dorfbewohner war er zum Herrscher über Völker aufgestiegen. Er war Tanis, der Erstgeborene, er war aber auch Qurong der Anführer der Horden.

Da sein Körper und sein Geist sich konstant weigerten zu schlafen, erhob sich Qurong von seinem Lager. Tiefe Stille herrschte in der von seinen Horden überrannten Oase. In Gedanken überflog er die letzten sechzehn Jahre. Er wusste, so sehr er sich auch bemühte eine Antwort zu finden, er würde keine erhalten. Wie ein Bumerang kehrten alle geschickten Erklärungen mit der Inschrift zurück, keine neuen Erkenntnisse. Der bunte Wald, dort wo er herkam, wo er einmal gelebt hatte, ja, diese Erinnerung war geblieben. Ältester hatten sie ihn gerufen. Und seltsamerweise wusste er noch haargenau, was damals passiert war. Um die Shataiki genannten geisthaften Flügelwesen von jenseits des Flusses sieghaft bekämpfen zu können, hatte er Strategien gesucht. Taktiken, um gegen diese Brut bestehen zu können. So war er eines Tages über den Fluss in ihr Reich gewandert, hatte das Gespräch mit Taleh, ihrem Anführer gesucht. Mit ihm zu reden hatte die Ausgangslage geändert. Anstatt den schwarzen Wald von diesem Ungeziefer zu säubern, hatte er Taleh begonnen zu huldigen. Wie hatte das passieren können?

Und nun, viele Jahre danach,war er in der Wüste zum wichtigsten Anführer geworden. Er war der unbestrittene Herrscher der Wüstenhorden. Und sie hatten es diesem Rest von Träumern gezeigt. Die Pläne zur Eroberung der Wälder und Seen hatte er erfolgreich umgesetzt. Es gab keine zwei Reiche mehr, die Horden und die Waldbewohner. Der langjährige Kampf gegen die Wächter des Waldes war vorbei. Thomas von Hunter war besiegt. Die Feinde vertrieben. Diese veweichlichte Religion, die Predigt von der ewigen Liebesgeschichte Eljons, hatte er als Instrument zur Kontrolle des einfachen Volkes beibehalten. Um die Macht zu erhalten, hatte Qurong folgerichtig die Todesstrafe gegen die drei Anführer gesprochen. Das war der ominöse Zeitpunkt, die Wende gewesen. Die Wende für das was er nicht mehrt genau wusste, nicht erklären konnte.

Das Schicksal hatte sich gegen ihn gewandt. Seine Tochter Chelise hatte sich dem Kreis angeschlossen, diesem verflixten Zirkel, dem er nicht beikam. Dieser Kreis hatte sich im Anschluss an die Streitigkeiten um die Vorherrschaft über Wüste und Wald gebildet. Die Zahl der besiegten hatte gerade noch siebzehn betragen, nun waren sie wieder viele, und seine Tochter gehörte dazu. Er fragte sich, was für eine teuflische Magie war hier zugegen gewesen, diesen Richtungswechsel herbeizuführen? Sie alle folgten, anstatt seine Herrschaft anzuerkennen, dem ehemaligen Herrscher des Südwaldes, Justin.

Und sein Tochter Chelise verliebte sich in seinen grössten Feind, Thomas von Hunter. Thomas, den legendären Wächter des Waldes und einem momentanen Anführer in diesem Kreis. Endlich hatten sie ihn dingfest gemacht. Und nun musste er mitansehen, wie seine Tochter mit ihm ging. Als Vater hätter er verziehen, als Anführer musste er hart bleiben, seine Ehre wahren.

Nun standen drei Verräter auf der Planke zum Tod. Thomas von Hunter, angeklagt als Anführer der Waldbewohner; Chelise, angeklagt wegen ihrer Liebe zu Thomas; und Woref, der rebellische General Qurongs, der sein Spiel zu weit getrieben hatte.Das Urteil sollte durch Ertränken im See vollzogen werden.

Qurong quälte sich klar zu denken. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Entscheidung, hinter der er stehen konnte, war ihm entzogen. Qurong senkte im Dämmer des heranbrechenden Tages seinen Blick. Aufgestiegen war er über eine lange, entbehrungsreiche Zeit zum mächtigsten Anführer. Und dieser verhängnisvolle kurze Morgen machte ihn zur Marionette eines undurchsichtigen Spiels.
Er hatte sich durchgesetzt, und nun würd er verlieren was er liebte, seine einzige Tochter.
jh

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