j.home`s world
 
Montag, 3. Mai 2004
Anfragen durch ein ganzheitliches Menschenbild

*
Nachdem sich naturwissenschaftliches Vorgehen im Erkenntnisgewinn der Realität über den Menschen auf den Bereich der Materie und die beobachtbare Wirklichkeit beschränkte, wurde die Frage neu gestellt, ob dies dem Menschen in seiner Ganzheit gerecht werde. Ausgehend von der Fragestellung, wie sichere Erkenntnis bezw. Wahrheit zu erlangen sei, klammerte man den metaphysischen Bereich aus und wandte sich der Untersuchung der Materie zu. Man wollte für Ursachen und Erscheinungen sichere Erklärungen. Erklärungen, die ihr Fundament nicht im rationellen, sondern in Versuchen hatten. Der Mensch wurde wissenschaftlich nach Ursache und Wirkung untersucht. Ganzheitliche Herangehensweise an das Problem "wie gehts dem Menschen", sagte nun, der Mensch sei so komplex, dass die wissenschaftliche Methodik zu verwerfen sei. Kritikpunkte waren:
- das Menschenbild
- die lebendige Ganzheit des Menschen
- die Zergliederung in Eigenschaften
- Sinn und Zielorientiertheit des Menschen

Einige "Ganzheitler" waren:
Dilthey, Husserl und Heidegger

Kurz beschrieben lautete die Ansicht Dilthey`s, dass der Mensch eine geschichtliche Person sei, denn alle Taten die ein Mensch tut, sind nach einer kurzen Zeit schon Geschichte. Seine von ihm begründete sogennante Geisteswissenschaft ging nun daran den Mensch als geschichtliche Person auszulegen und auf diese Weise zu verstehen beziehungsweise ein analoges, authentisches Verständnis zu erlangen. Der Mensch wurde also nicht mehr nach Ursache und Wirkung untersucht, sondern auf diese Weise ganzheitlich betrachtet.
Husserl betonte die Wesensschau. Der Mensch habe die Fähigkeit seine Umgebung intuitiv wahrzunehmen. Ebenfalls sei darum der Mensch zu verstehen und nicht nach Eigenschaften aufzuglierdern.
Heidegger betonte den Standpunkt, dass der Mensch in diese Welt geworfen sei. Als geworfener müsse er nun daran gehen, sein Leben zu steuern. Von ihm stammt der Spruch vom "geworfenen Entwerfer". Sei er zunächst mehrheitlich unfrei in seinem tun und lassen, so müsse er sich die Veränderung erkämpfen.
Die Ganzheitler übten im Übrigen Kritik an der Methode an und für sich. Jedes Phänomen müsse mit einer neuen Methode erfasst werden. Und jede Methode könne nur begrenzt Anwendung finden. Daraus bildete sich der Satz, das die Methode vom Phänomen und das Phänomen von der Methode abhängig sei. Je nach dem was und wie etwas zu ergründen sei.

Die Wissenschaftler sahen mit Bedenken auf diese Strömung. Denn, so fragten sie, wo ist da eine erkenntliche Methode im Spiel? Wir haben den methodischen Dreisprung, was bietet ihr?
Für die Ganzheitler aber war klar, dass ihre Sicht vom Menschen eine neue Methode forderte. Mit diesem Anspruch aber taten sie sich sehr schwer.

Die Wissenschaftler ihrerseits begannen nun ganzheitliche Denkweise in ihr Forschungsprogramm aufzunehmen. Die isolierende Variation erfuhr eine Öffnung indem zum Beispiel Tests freier gestaltet wurden. Anstatt nur ja und nein zu tippen, konnte man Worte einsetzen. Die Wahlmöglichkeit der Antworten gingen über mehrere Möglichkeiten. So lies man der Individualität des Menschen wieder mehr Spielraum, rückte aber nicht von der Wissenschaftlichkeit ab.
Oder man wählte das projektive Testverfahren. Bilder mussten analysiert werden.
Oder im Bereich der Arbeitswelt wurde eine zu erreichende Leistung vorgängig simuliert. Das heisst, mehrere Kanditaten mussten zu gleicher Zeit mal eine Situation durchspielen. Auf diese Weise wurden sie getestet.

Jedoch zogen die Wissenschaftler auch schon wieder ein Grenze. Zu Erkennendes müsse einen Grad an Wissenschaftlichkeit aufweisen. Alles müsse trotzdem nachprüfbar sein. Und alle waren sie gegen das spekulierende Annehmen von Erkenntnissen. Für sie galt, ein Resultat muss Gültigkeit haben. Zudem sei der Mensch ein Teil der Welt und somit trotz aller Individualität gewissen kausalen Zusammenhängen unterworfen.

Als Fazit dieses Kapitels zeigt sich, dass der Mensch durchaus nicht nur wissenschaftlich in seinen Komponenten zerlegt und nach Ursache und Wirkung befragt werden kann, sondern dass er ist ein lebendiges, dynamisches, ganz zu verstehendes Wesen ist.

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