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Dienstag, 14. September 2004
Der Wirkliche anstatt der Wirklichkeit

Das Kapitel B beginnt mit der Eröffnung der anderen Erkenntnisquelle. Wurde bisher die Materie respektive das Beobachtbare als Quelle der Information im Bereich der Naturwissenschaft herangezogen, so verschiebt sich nun der Mittelpunkt. Der Wirkliche anstatt die Wirklichkeit soll nun Erkenntnis liefern.

Auf der Suche nach sicheren Methoden im Prozess der Verarbeitung empirischer Erkenntnis ist die Wissenschaft an einer Grenze angelangt. Haben wir nämlich Fakten, so stellt sich immer die Frage wie wir sie deuten. Was wir Glauben entscheidet über unsere Grundannahmen. Unsere Grundannahmen leiten die Deutung der Fakten. Und so geschieht also der Prozess der Deutung der Fakten immer augrund unserer Glaubensentscheidungen. Lieferte in angestammter Naturwissenschaft die Erforschung des Seins die Fakten, so soll nun eine Quelle von aussen herangezogen werden. Die Frage stellt sich also, wollen wir Gott im Entscheidungsprozess dabei haben oder verneinen wir ihn. Öffnen wir uns für ihn, so erweitert sich die Quelle der Offenbarung um den Wirklichen.
Offenbarung heisst auf griechisch apokalypsis.
Apo=ent und kalypsis=hüllen, also enthüllen.

Als Schöpfer dieser Welt hat er den vollen Blick und kann Einsicht gewähren. Offenbaren kann er sich selbst und die klassischen Bereiche der Philosophie welche sind die Welt, der Mensch und die Natur. So müssen wir nun also lernen, diese Offenbarung anzunehmen und zu verstehen. Die Wege die der Wirkliche wählt sind Wort, Natur, Verstand und seine Kraft.
Schliesslich ist es sein Wunsch, dass wir lernen zu verstehen. Dabei stossen wir auf zwei Hindernisse. Seine Unendlichkeit und seine Heiligkeit. Beides ist für den Menschen nicht erreichbar. Wie kann Gott also in unseren begenzten Verstand hinein sprechen? Wie kann er unser limitiertes Verstehen erreichen? Das ist die Frage denn, das Endliche so sagt ein geschichtliches Sprichwort, kann das Unendliche nicht aufnehmen. Gott muss sich also in unsere Möglichkeiten hineinübersetzen.

Dass wir ihn nicht mehr verstehen ist eine Folge des Sündenfalls. Wir wissen zwar zu unterscheiden zwischen gut und böse, können dabei aber den Wirklichen nicht mehr erfassen. Er verbirgt sich vor uns. Seine erneute Zuwendung durch Offenbarung ist Notwendig.

Es gibt 3 Wege der Offenbarung Gottes nämlich:
-in seinem Volk den Juden
-durch seinen Sohn Jesus
-und heute durch seinen Geist und sein Wort

Die Offenbarung durch sein Volk

Es ist Gottes Prinzip immer persönlich zu offenbaren. Dazu wählt er jemanden aus. Er begann mit Abraham indem er ihm einen Bund anbot: "Ich will dich segnen, und du sollst ein segen sein."
Die direkten Abkommen Abrahams waren Isaak und Jakob. Man nennt Gott auch den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Es fragt sich allerdings, wieso spricht Gott nicht gleich zu der ganzen Menscheit? So wäre doch das Offenbarungsproblem gelöst. Seine Liebe ist eben eine persönliche Sache. Er will Beziehung pflegen. Und an dem Einen, den er segnet soll seine Liebe nun sichtbar sein.
Weiterhin ist auch sein Handeln an Israel als ein persönliches Handeln zu verstehen. Er greift direkt in die Geschichte Israels ein. Befreit sein Volk immer wieder aus Gefangenschaft. Daran soll die Welt sehen, dass ein persönlicher Gott existiert. Sein sogennantes heilsgeschichtliches Eingreifen wird sodann durch die Propheten erklärt. So greift Gott durch sein Volk in ein Stück weltgeschichte ein und beruft gleichzeitig Menschen die es dem Volk erklären.
Er offenbart sich selber also durch die Geschichte Israels und durch die verbale Interpretation seiner Propheten. Er will also dass wir, das Erkenntnissubjekt, etwas über ihn selber wissen. Durch sein heilsgeschichtliches wirken greift Gott vom Unendlichen ins Endliche. Ausserdem liess er es aufschreiben, dass es für alle Zeiten sichtbar sei.

Die Offenbarung in seinem Sohn

Die Barriere besteht aber weiter, denn immer noch sind wir endlich und er unendlich. Er ist heilig. Und das meint eigentlich nichts anderes, dass er einfach ganz anders ist. Als gefallene Schöpfung sind wir Sünder und von ihm total getrennt. Gott offenbart sich also zuletzt in seinem Sohn Jesus. Gott selber überbrückt den von uns ausgehobenen Graben. Er schickt seinen Sohn in unsere Zeit. Indem Gott in Jesus Mensch wird, setzt er sich den körperlichen Bedingungen und Begrenzungen aus. Jesus trägt nun die Offenbarung direkt an uns heran. Der Wirkliche betritt somit unseren Erfahrungsbereich. Er offenbart uns in Jesus sich selbst. Die in der Philosophie erzeugten Kategorien Raum und Zeit, er lebt in ihnen. Und auch hier sehen wir wieder den personalen Charakter Gottes. In Jesus will er nicht nur offenbaren, nein, er will jedem Mensch auch Beziehung anbieten. Als entfernter Gott war es sein Wunsch nicht nur einzugreifen, sondern selbst hier zu sein. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er den entstandenen Graben überwunden. Willigen wir in das Beziehungsangebot ein, so können wir wieder etwas von seiner Unendlichkeit erleben. Alles was wir je an Leben und Leiden ertragen haben, er hat es vor uns getragen und so erlangt das Leiden durch Gott eine neue Dimension.

So kommen wir zum dritten Offenbarungsweg Gottes:

Jesus ist ja nicht mehr hier, sondern beim Vater. Er ist in den Himmel zurückgekehrt. Was wir in der Bibel lesen, wir müssen es glauben ohne zu sehen. Sein Tod, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt sagen uns doch vor allem eines: wir sind wieder allein. Wir müssen aber weiterlesen. Wer ist jetzt hier? Es ist Gott, Jesus durch seinen Geist. Bevor Jesus in den Himmel fuhr, versprach er uns einen anderen Beistand, den heiligen Geist. Die Geschichte dieses Geistes, besser gesagt was er in den ersten Gläubigen bewirkt hat, ist wiederum in der Apostelgeschichte niedergeschrieben. Mithilfe dieses Geistes verstehen wir die Schrift. Lesen wir das AT und das NT ohne ihne zu Hilfe zu nehmen, unterliegen wir unserer eigenen Erkenntnis. Das Verstehen der Schrift also gibt der heilige Geist. Und so offenbart sich wiederum Gott. Und auch der Herzenswusch des heiligen Geistes ist es, mit uns in Beziehung zu treten. Er selber verkörpert Jesus.

Damit also das Verstehen Gottes mittels der Schrift nicht in conatu, das ist der Versuch, steckenbleibt, brauchen wir Glauben und heiligen Geist.

So besagt also das heutige christliche Verständnis: Gott greift zuletzt nicht einfach über die Barriere hinweg indem er in die Geschichte eingreift, sondern er schickt seinen Sohn mit dem Auftrag den Graben der Sünde zu schliessen. Durch seinen Geist lebt er unter uns und in jedem Gläubigen. Man kann also sagen, Jesus ist Gottes schlussendliche Offenbarung und die Bibel berichtet darüber.

Die Rolle der Kirche ist es nun diese Offenbarung weiterzugeben. Es ist ihr Auftrag zu predigen. Der Mensch muss bei der Weitergabe der Botschaft helfen. Der Mensch soll das Instrument des Geistes sein. Der personale Gott will also die Hilfe des Menschen bei der Weitergabe der Offenbarung. Die Gemeinde als Verwalter der Botschaft, sie ist wiederum aufgefordert, der Welt ein Zeugnis zu sein. Die Welt am Ende der Zeit soll den Wirklichen und seine Absichten erkennen anhand der von Ihm gesegneten christlichen Gemeinde.

Aussagen zum Kanon der Bibel:

Kanon=Richtschnur, Massstab, Regel
Am Ende des 4.Jahrhunderts stimmte die gesammte Kirche mit der heute bestehenden Bibel überein.

Was waren die Kriterien zur Auswahl der Schriften?

-Apostolizität:
die Schrift(Bibel besteht aus 66 Büchern) musste mit der Lehre der Apostel übereinstimmen

-Katholizität:
(meint nicht die kath. Kirche von heute sondern die Gemeinschaft aller Gläubigen)
eine Schrift musste die Allgemeinheit betreffen

-Autopistie:
der heilige Geist stellt sich zur Schrift und erklärt beim Lesen die Schrift

Wie wurde sie aufgeschrieben?
Gott haucht die Schrift gehorsamen Jüngern ein.
Die Schrift ist von Gott inspiriert, eingehaucht.
-inspirare=einhauchen
Zum Schluss noch Luthers Kriterium:
Er fragte: Die Schrift, zeugt sie von Jesus?

Was ist jetzt aber der Inhalt der Offenbarung? Wir sagten, Gott offenbart sich selbst dem Menschen und haben schon ein bischen etwas über den Inhalt der Offenbarung erfahren. Im Folgenden werfen wir den Blick auf den Inhalt der Offenbarung in dem wir uns fragen, was sagt er genauer über Gottes Charakter, was sagt er über den Menschen, und was sagt er über seine Schöpfung. Dabei fragen wir im speziellen wie diese Offenbarung im Lichte unserer Fragestellung nach dem Wesen und dem Sollen des Erkenntnisobjeks(Gott, Welt Mensch, Natur) aussieht.

Wir beginnen mit der Offenbarung über Gott

Wer und wie ist der Wirkliche eigentlich? Kurz gesagt, er ist Barmherzig und heilig. Auf der einen Seite ist also sein Wesen voll Barmherzigkeit, Liebe und freiwilliger Zuwendung zum Menschen, auf der anderen Seite ist er heilig, das heisst, völlig anderst, ewig, Herr über alles, Richter. Dabei gilt es besonders zu betonen, das Gott selber als Person und nicht als Prinzip zu verstehen ist. Zu erwähnen ist auch seine Dreieinigkeit bestehend aus Vater, Sohn und heiligem Geist. Jede der drei Göttlichkeiten hat personalen Charakter und man kann ihnen eine Rolle zuweisen. Während der Vater der Ursprung alles Sichtbaren ist, ist Jesus mehr der Mittler zwischen Mensch und Gott und der heilige Geist der gegenwärtige Stellvertreter auf Erden. Wichtig zu wissen ist auch, das Gott nicht bloss um der Erkenntnis willen offenbart sondern damit immer eine Absicht verbindet. Er sagt wie er ist und was er will. Eine Absicht seiner persönlichen Zuwendung ist, er will dass wir ihm zuhören, ihm ehrliche Aufmerksamkeit schenken, ihn befragen, ihn einfach anerkennen. Dahinter ist seine umfassende Absicht erkennbar. Er will das wir leben und dass das Leben und auch seine Schöpfung in Beziehung zu ihm steht. Mit dem Leben das er gewährt, verbindet Gott Freiheit des eigenen Willens. Wir sind für ihn keine Marionetten.

Die Offenbarung über den Mensch

Wir fragen uns was Gott direkt über den Menschen offenbart und was die Bibel dazu meint. Überhaupt wird nun der Schwerpunkt der Beantwortung der Seinsfragen auf der Bibel liegen. Spricht sie über den Bereich der Erscheinung, die Materie, spricht sie über die Vorgehensweisen Top Down und Bottom up, also über ganzheitliches Denken und den blossen Glauben an Ursache und Wirkung. Dabei stellt sich wiederum die Frage: Welche Grundannahmen wollen wir schlussendlich akzeptieren.

5 Aspekte der Offenbarung über den Mensch:

1. Der Mensch als Abbild Gottes
2. Der erlösungsbedürftige Mensch
3. Der Mensch, ausgestattet in Verantwortung vor Gott mit freiem Willen
4. Der Mensch, auf Beziehung hin geschaffen
5. Des Mensch Leib, Seele und Geist

Punkt 1

Der Mensch als Abbild Gottes

Als Mensch sind wir Gottes Geschöpf. Wir sollen ihn darum achten und danach streben, seine Ziele für unser Leben zu verstehen. Die Bibel nennt das ganz konkret, seid fruchtbar und vermehrt euch. Darin sieht man schon deutlich seine Segensabsicht, denn wir sollen uns vermehren und die Ausbreitung über die Erde ist Gottes tiefster Wunsch. Dazu gab er auch den Auftrag, über die Erde zu herrschen, das heisst also den Fleck den wir zugewiesen bekommen zu berarbeiten respektive zu verwalten.
Weiterhin sagt Gott, dass wir sein Ebenbild sind. Es ist aber klar, dass der Mensch in seinem gefallenen Stadium nicht mehr viel göttliches aufzuweisen hat. Darum kann die Ebenbildlichkeit nur in Beziehung zu ihm gesehen werden. Indem wir ihn anerkennen beziehungsweise verantwortlich vor Gott leben, dürfen wir ein Stück Ebenbildlichkeit erleben. Die Verantwortung über die Erde zu herrschen wird so nicht missbraucht. Wir sind also sein Vertreter und er gibt seinen Herrschaftsauftrag an uns. Die Ebenbildlichkeit wird also unter dem Aspekt der Beziehung zu Gott und dem damit verbundenen Herrschaftsauftrag verstanden. So ist klar, dass es vor allem mal ein ja zu Gott als Person braucht. Haben wir ein ja, so werden wir schliesslich auch Jesus nicht beiseite schieben der uns ein perfektes Abbild vorgelebt hat. Mit einem Leben im Glauben an Gott ist auch verbunden, dass wir die Möglichkeit haben, ihm, dem Wirklichen, immer ähnlicher zu werden. In sein Bild verwandelt zu werden, das ist die letzte Absicht der es als Christ zu folgen gilt.
Aber auch der Versager ist berufen ein Abbild Gottes sagen wir einmal zu leben. Er ist nicht ausgeschlossen. Er operiert sicher nicht von der gleichen Basis. Sein denken wurde durch Unglück geprägt und das macht ihn anderst.

Punkt 2

Der erlösungsbedürftige Mensch

Der Mensch ist erlösungsbedürftig. Dabei ist nun wichtig zu sehen, dass ob normal aufgewachsen oder mit Unglück verwachsen: Erlösung geschieht nie aus sich heraus. Aus eigener Kraft kann der Mensch den ersehnten, erlösten Zustand nicht erreichen. Theologisch betrachtet ist der Ungehorsam des Einen(Adam), die Entscheidung aller gegen Gott. Man spricht deshalb von Erbsünde. Ausserdem ist diese Erbsünde der Ursprung der Beziehungstörung zwischen Gott und Mensch und zwischen den Menschen. Adam wollte seine Schuld nicht zugeben. Er schob sie ab auf sein Weib und versteckte sich. Der Mensch ist verführbar. Ebenbildlichkeit veränderte sich in Zerrbildlichkeit.

Punkt 3

Der Mensch ausgestattet von Gott mit freiem Willen

Jeder Mensch, so denken wir hat seine eigene Entscheidungsfreiheit. Aber genau auf diesen Punkt wollen wir jetzt mal den Finger halten. Denn es stellt sich die Frage: Wie frei sind wir wirklich? Lenken wir unser eigenes Leben oder ist da noch Gott der mitlenkt? Wenn das so ist, dass Gott mitführt, müssen wir uns fragen, wie frei wir eigentlich sind. Aufgrund heutiger Wissens- und Seinsstruktur müssen wir eigentlich annehmen, dass alles in unserem Verstand geboren ist. Denkmodelle und kausale Zusammenhänge unterliegen somit unserem freien Willen.
a se: von sich/ a Deo: von Gott
Wir gehen aber weiter und fragen auch Gott nach seinen Möglichkeiten. Wie sieht es also in christlichem Sinn aus. Wie frei ist der Christ in seinen Entscheidungen? Die Aussagen der Bibel erläutern Freiheit in Entscheidungen immer in Beziehung zu Gott. Es handelt sich dabei um ein einwilligen in Gottes Absichten. Nicht mehr ich allein bestimme, sondern ich lasse seine Gedanken mitspielen. In der Entscheidungsfindung sind wir genau gesehen eigentlich nie frei. Wir denken als normale Bürger, wir sind frei, unterliegen aber der Herrschaft der Welt. Die Welt ist geprägt von Sünde. Nehmen wir also nicht Gott als Bezugsquelle der Entscheidungen(Gott als der ganz andere), so unterliegen wir der Welt. Die Herausforderung heisst, welcher Macht stimmen wir zu, respektive lehnen wir ab. Wir sollen die Freiheit so gebrauchen, dass sie zum Leben führt. Es gibt also zwei Seiten der persönlichen Freiheit. Die Freiheit ohne Gott, die in Knechtschaft der Sünde führt, und die Freiheit in Beziehung zu Gott die in Gottes Kindschaft endet. Dabei bleiben einwilligen oder verweigern eine lebenslange Herausforderung.

Punkt 4

Der Mensch auf Beziehung hin geschaffen

Wir sind ganz einfach für einander geschaffen. Der Mann, hebr. Isch ist für seine Frau, hebr. Ischa geschaffen. Das Wort Isch zeigt den engen Zusammenhang. Dabei ist die Frau, die Gehilfin, nicht Dienerin sondern die notwendige Ergänzung. Und schliesslich gilt auch in der Beziehung zwischen Mann und Frau, dass die Beziehung durch Sünde gestört ist.
Sünde bringt Trennung. Trennung von Gott und Trennung zwischen den Menschen. Darum haben wir in unseren Taten eine doppelte Verantwortung. Verantwortung vor sich selbst und gegenüber der Gemeinschaft in der man lebt.

Punkt 5

Der Mensch, Leib, Seele und Geist

Diese Dreiteilung nennt mann auch Trichotomie.
Die Seele, hebr. näphäsch meint in eigentlicher Übersetzung nicht Seele, sodern, lebendiges Wesen. Der Mensch ist näphäsch, lebendiges Wesen. Weiterhin kann man das Wort übersetzen mit Kehle, Hals, Begehren und Leben. Denn es gibt auch das hebr. Wort Leb, das auch mit Seele übersetzt werden kann. Leb heisst aber auch Herz, Gefühl, Wunsch, Vernunft, Willensentscheid, Herz Gottes.
Was wir im deutschen also Seele nennen, hat im hebr. viele Ausdrücke.
Der Leib, hebr. basar, kann auch heissen: Fleisch, Körper, Verwandtschaft, Schwäche.

Der Geist, hebr. ruach, kann auch heissen: Wind, Atem, Lebenskraft, Gemüt, Willenskraft

Was wir also im deutschen beinahe banal ausdrücken, hat im hebräischen Sinn eine vielzahl von Bedeutungen.
Das griechische Wort für Leib ist soma, für Seele psyche, für Herz kardia, für Geist pneuma und für Fleisch sarx.

Ein Unterschied der differenzierten Anwendung der Begriffe im Morgen- und Abendland liegt in der Innerlichkeit bezw. Äusserlichkeit der Erlebnisformen.
Das Abendland betont eben die statische, innerliche Seinsform alles seelischen. Im Morgenland spricht man von Haltungen. Leib, Seele und Geist sind eine ganzheitliche Erlebnisform. Die Seele zum Beispiel ist nicht der immaterielle Teil des Menschen. Sondern vielmehr ist:
näphäsch das Wort für den bedürftigen Teil des Menschen,
basar der hinfällige Mensch,
ruach der ermächtigte Mensch,
leb der vernünftige Mensch.
All dies weist uns also auf eine ganzheitliche Sicht des Menschen hin. Es existieren nicht menschliche Einzelteile, sondern verknüpftes verbundenes Erleben aller Teile des Menschen. Es geht also um Erlebnis- und Beziehungsaspekte und um ein Wegkommen von einer trichotomen Sicht. Es gibt darum auch nicht einen eigentlichen Kampf des Fleisches gegen den Geist. Denn fleischlich ist also nicht der fleischliche Teil von uns, sodern die Haltung. Ausserdem unterscheidet die Bibel nicht unterschiedliche Seinsbereiche des Menschen, sondern es zählt allein wie der Mensch vor Gott steht. Seine Haltung ihm gegenüber ist wichtig. Konkret heisst dass, leben wir in Rebellion gegen Gott, oder sind wir mit ihm versöhnt. Es ist darum auch nicht alles schlecht was seelisch genannt wird.

Die Relationenontologie

Definition: Ontologie= die Lehre vom Sein. In philosophischer Sicht geht es um die Kernfrage: Was ist das Sein? Was ist die Substanz allen Seins? Für die Wissenschaft bedeutet dies, die Seins-Stoffe zu untersuchen. Wir drehen nun jedoch den Spiess um und fragen, durch wen besteht die Materie. Geht es um Substanz, die wir immer deutlicher erkennen sollen, oder steht alles in Relation, in Beziehung. Also Relation statt Subsanz!
Das biblische Welt- und Menschenbild gibt dabei den Anhaltspunkt. Geht es doch nicht darum dass der Mensch ist, sondern dass er in Beziehung steht. Die Bibel sieht also das Sein des Menschen und der Natur relationell. Ihrem Wesen nach sind Welt und Mensch nicht einfach Substanz, nicht eine Kategorie der Substanz sonder eine Kategorie der Relation. Die neueste Untersuchung der Physik zeigt, Materie ist eher Energie denn Substanz. Das kleinste Teilchen, leitet sich her vom Atom, Atom=Kerne, E-Schalen und Nukleonen, Nukleonen=Protonen und Neutronen,
Protonen und Neutronen=Quarks, Quarks= das Ende der Aufspaltung?

Der Gedanke liegt nahe, das Ende aller Zerlelgung ist Energie. Und der Gedanke liegt nicht mehr fern, dass Gott zu den Dingen in Relation steht. Ist es so, dass er schlussendlich alles durch sein Wort trägt? Das Stichwort lautet, gibt es die personale Realität allen Seins? Hält er alles zusammen? Gibt er den Dingen halt, erhält die Wirklichkeit Sinn und Ziel.

Ist schliesslich das Materie - Geist Problem nur ein Scheindualismus? Wir müssen annehmen, Denken und Materialität sind von seinem Wort gehalten. Es gibt also keine Grundannahme, hier Leib, da Seele. Das biblische Menschenbild ist sehr viel dynamischer. Sozusagen ist der Blickwinkel massgebend. Es gibt verschiedene Erlebnisweisen. Der Becher dient uns als Beispiel. Je nachdem ob man ihn von oben oder von der Seite betrachtet, ergibt sich ein Kreis oder ein Viereck. Die ganzheitliche, übergeordnete Wirklichkeit ist jedoch der ganze Becher. Und so verstehen wir Materie und Geist nicht als abgeschlossene Ebene oder Seinsschichten, sondern als verschiedener Blickwinkel auf den Menschen. Für eine relationelle Welt- und Menschensicht behält das Top Down Level oberhand.

Kurz zum Voluntarismus.

Die Frage ist nun, beherrschen kausalgesetzliche Zusammenhänge die Natur oder unterliegt eine Wenn Dann Abfolge einer willentlichen Entscheidung. Der Stein, wenn er von der Platte gestossen wird, dann fällt er. Das ist, so denken wir ein Naturgesetz. Wie ist es aber, wenn der Stein nur fällt, wenn Gott es will? Ist die Materie der Prinzipiengeber oder Gott?

Der Voluntarismus sieht die Wirklichkeit personal. Personale Instanzen wie Gott oder der Mensch entscheiden Kraft ihres Willens dass etwas geschieht. Es sind Willensakte die die Dinge beherrschen. Im Voluntarismus gibt es 2 Möglichkeiten: Gott hat die Naturgesetze installiert oder Gott bewirkt durch seinen Willen, dass die Dinge sich bewegen. Dabei hat geschichtlich gesehen der Glaube an Gott abgenommen und der Glaube an die Naturgesetze zugenommen. Wir vertrauen den konstanten Gesetzmässigkeiten der Dinge. Ignis denkt dabei aber an die Folge des Sündenfalls. Es ist die Folge des Sündenfalls, das wir uns von Gott abgekehrt haben. Und nur durch die Beherrschung der Dinge, durch die Beherrschung der Wenn Dann Gesetzmässigkeiten hat der Mensch die Wirklichkeit im Griff. So ist alles berechenbar. Man kann sich fragen: hat er uns in diese Abhängigkeit entlassen?
Und es stellt sich die Frage: Wem dass wir mehr vertrauen, dem menschlichen Wissen oder Gott.

Das Fazit ist also: Relationenontologie statt Substanzontologie. Personale Instanzen können die Wirklichkeit genausogut ausmachen wie kausale Gesetzmässigkeiten.

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