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Da wir nun erklärt haben, wie wir Erkenntnis über den Weg der Vertrtautheit zu Gott erlangen, müssen wir uns fragen, wie wir mit Widerständen gegen eine solche Vertrautheit umgehen. Ein erster Ansporn soll sein, dass wir jemandem Feedback geben. Dass wir unseren Widerstand nicht verbergen. Es soll uns ein tiefer Wunsch sein, die Sünde zu lassen, sie zu hassen. Wenn wir dazu nicht imstande sind, dann dürfen wir wissen, er hat die Macht uns dahin zu bringen, dass wir das richtige wollen. Eine Herzensveränderung braucht eben Zeit. Das Ziel aller Welt ist es, immer mehr zu wissen. Das Ziel des christlichen Psychologen hingegen soll Wachstum und Veränderung sein.
Darum wollen wir nun wieder ein Auge auf die Grundfrage 2 werfen, die Rolle des Erkenntnissubjekts im Erkenntnisprozess. Für die Wissenschaft stehen Grundfrage 3 und 4 im Mittelpunkt. Das Erkenntnisobjekt und die Interaktion zwischen Objekt und Subjekt. Dabei ist Erkenntnisgewinn über das Erkenntnisobjekt unabhängig vom Beobachter ein zentraler Punkt weltlichen Forschens. Ignis stellt klar, der christliche Psychologe soll sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Also nicht der neutrale, vorannahmelose Forscher steht im Mittelpunkt, sondern das Erkenntnissubjekt mit seiner Position, seinen Grundannahmen. Es gilt also für den christlichen Psychologen in der Tiefe seines Herzens eine Veränderung zu erzielen. Also eine Veränderung des Erkenntnissubjekts hin zu einem guten Ackerboden, der Frucht bringt. Dabei gilt es zu beachten, dass dies ja auch Gottes Absicht ist. Indem er sich offenbart wie er ist, ist es das Ziel, dass wir unser Wesen in Gleichklang bringen. Sünde ist es allein die Verstehenshemmnisse liefert. Einsicht in Erkenntnis Gottes finden wir nicht durch unsern Intellekt sondern durch den heiligen Geist. Ihn laden wir ein, indem wir unser Wesen öffnen, Sünde immer wieder als solche benennen und Gemeinschaft mit Gott haben. Der Weg der besseren Erkenntnis ist also der Weg der Heiligung unseres Lebens.
Nächstes Ziel ist es aber zu verstehen, dass das Erkenntnissubjekt(ES) in den Mittelpunkt gestellt wurde, um ihn wieder zu verlassen. Ein schnelles, kurzbegriffliches Fazit lautet darum:
-Erkenntnisfrage
-Heiligungsfrage
-Nächstenfrage
Die Bibel drückt unsern nächsten Schritt deutlich aus indem sie erklärt:
Liebe Gott und den Nächsten. Es besteht nämlich die Gefahr, dass wenn das ES im Mittelpunkt steht, es sich gerne nur um sich selbst dreht. Das Geheimnis wirklicher Heiligung liegt dabei im Dienst am andern. Wir definieren den Grundsatz, vergesse die Wichtigkeit der Heiligung indem du dem Nächsten dienst, und was du ersehnst stellt sich automatisch ein. Es ist quasi das oberste Anliegen, dass wir durch den Dienst am Nächsten Heiligung vergessen, ihr aber durch die Liebestat teilhaftig werden. Wir erstreben also, das Wachstum der Liebe. Und wir stellen fest, dass weitere Offenbarung nicht möglich ist, wenn das Wachstum in Liebe fehlt. Im Einklang steht dabei das Erfüllen der Gebote. Liebe ist zunächst einmal das erfüllen der Gebote. Und setzen wir uns dafür ein, das Halten der Gebote im Leben des Nächsten zu sehen, so ist das Liebe. Schonkurs kann Hass sein. Seine Gebote sind das Beste für uns. Liebe ist eben kein Gefühl, sondern viel eher Handlung. Zur Erinnerung, Gottes Gebot sind gut. Sie sind nicht als Befehl zur Unterdrückung zu verstehen, sondern als Verheissung zur Freiheit. Das Eigentliche, die Kraft sie zu halten, es widerfährt uns. Dabei gehts nicht um ein moralisches so handeln. Die Beteiligung des Herzens ist wichtig. Auch wollen wir die Basis der Gebote nicht verschweigen welche nämlich sind, Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit. Christliches Verhalten steht eindeutig über natürlicher Morallehre.
Wenden wir uns den Haltungen der Liebe zu.
Haltung der Liebe nach Buber.
Er beschreibt die Haltungen des Menschen als Ich-Es und Ich-Du. Er geht davon aus dass das Ich, der Mensch immer in Beziehung lebt. Er ist nie allein. Er ist entweder ein Ich-Du oder eben ein Ich-Es Mensch. Der Ich-Es Mensch behandelt sein Gegenüber oft als Sache. Der Nutzen kommt vor der wirklichen Begegnung. Das Ich-Du ist personal. Nicht Manipulation kalter Fakten sondern die unmittelbare Gegenwart zählt. Ich-Es ist Vergangenheit. Das Ich-Du ist Gegenwart. Das Gegenüber ist nicht Gegenstand meiner Untersuchung sondern wertvolle Begegnung. Und Buber erklärt, in der unmittelbaren Begegnung mit dem Du wird das Ich erst real.
Levinas vertieft diesen Gedanken um das Sein vom andern her. Wir sind gerufen zur Begegnung. Er fordert regelrecht die Hinwendung zum Du. Wir sollen uns einlassen, existentielle Abhängigkeit zulassen. Er nennt es, das Antlitz des Andern schauen. Seine Notdürftigkeit ist der Anruf des Andern an uns. Das Ich spielt keine Rolle. Wir werden wiederum am Du zum Ich. Das Hingehen zum Andern nennt Levinas das Werk. Und es bringt uns keinen Lohn. Wir sollen allein aus Erbarmen handeln und in Demut uns zur Hingabe leiten lassen. Das ist die Grundlage zur Existenzwerdung des Ichs.
Haltung der Liebe nach Hamann
Er beschreibt die gleiche Haltung wie Levinas. Einen Unterschied macht er darin, wie wir uns zum andern hinwenden können. Nach Hamann können wir uns nur jemandem zuwenden, weil sich Gott uns zugewandt hat. Er hat uns zudem von unserm Ego erlöst. Zu Buber sagt er, nicht in der Begegnung des andern erleben wir das Echte, sondern in der Erlösung. Er benennt darum die Entäusserung Christi als die echte Liebestat. Wir sollen Jesus in seiner Haltung der Entäusserung nachfolgen. Diese Liebeshaltung der Entäusserung ist wiederum Voraussetzung für Vertrautheitserkenntnis. Erkenntnis ist mehr als Informationsverarbeitung. Sie ist vielmehr Anteil nehmen, Anteil geben. Zu Kant sagt Hamann, Kant sei nicht bereit gewesen sich einzulassen, er hätte immer nur aus der Ferne logisch beurteilt. Er wollte seine Position nicht verlassen. Abstrakte Erkenntis aus der Distanz zu verarbeiten ging ihm vor dem konkreten Einlassen auf den Nächsten. Ein einfaches Fazit lautet deshalb:
Verstehen bedeutet sich des Egos zu entäussern und sich einzulassen.
Zum Schluss folgt eine Betrachtung zum Thema Wahrheit. Wir fragen uns wieder, was denn nun Wahrheit ist. Nachdem wir Wahrheit definierten als in einem System von Sätzen vorhanden, ist es der grundlegende Unterschied, dass wir Wahrheit durch eine Person als gegeben betrachten. Diese Person ist Jesus. Die Person Jesu ist es, der wir vertrauen. Sie beinhaltet die Wahrheit. Lernen wir sie kennen, offenbart er uns Wahrheit. Erwähnt sei darum, dass wir Wahrheit auch nicht in einer bestimmten Methode suchen (Kohärenz und Konsens). Deshalb wenden wir uns auch vom Verständnis der Wahrheit als in christlicher Lehre vorhanden ab. Nicht die christliche Lehre ist wahr respektive das was wir über ihn denken, sondern Gott selbst. Dem etwas, dem Wahrheitsgehalt eines in sich logischen Satzes steht die Glaubwürdigkeit der Person gegenüber. Wahr sein definieren wir also über dass Vertrauen in die Person.
Jesus selber bezeichnete sich als Sohn Gottes. Die Pharisäer versuchte er nicht durch einen vernünftigen Diskurs zu überzeugen, sondern durch die Tat. Sie sollten an ihn glauben, wenn sie seine Taten sähen. Darum fragen wir uns, wie sieht unser Weltbild aus, wie unser Fundament. Konkret heisst das, wir überprüfen ob wir unserer christlichen Lehre oder Jesus mehr vertrauen. Denn man muss auch bemerken, dass man sich Sätzen schliesslich denkerisch nähert, einer Person aber vertraulich.(Vertrautheitserkenntnis)
Also soll für uns eine Wahrheit nicht mehr in der denkerischen Verfassung biblischer Inhalte bestehen, sondern sie soll relationell der Ausdruck der Qualität unserer Beziehung zu Gott sein.
Das griechische Wort pistis, Glaube drückt das aus. Glaube ist nicht ein für wahr halten von etwas. Pistis meint den Glauben an die Person Gottes.
Darum ist das NT, die Schrift auch keine dogmatische Normalformulierung sondern Zeugnis des Eigentlichen, nämlich Zeugnis der Person Jesus. Im Vordergrund stehen nicht mehr das Produkt Glaubensaussagen respektive dass Aussagen also ein Christianismus und die Suche nach Modellen.
Es ist also das Ziel einer christlichen Psychologie vom Christentum als Summe von Lehrsätzen Abschied zu nehmen. Das Paradoxe ist es, es gibt keine Objektive Wahrheit sondern Innerlichkeit. Es steht die Existenz contra System. Ingnis sieht in der Förderung des Psychologen das zentrale Anliegen. Damit meinen wir die Förderung der erkennenden Person. Wie schön sagt doch die Bibel, der Mensch soll ein lebendiger Brief sein. Allerdings müssen wir noch die wichtige Frage beantworten, wie es mit allgemeinen Gesetzmässigkeiten im Rahmen einer christlichen Psychologie aussieht. Stehen uns somit die Möglichkeiten der Beschreibung eines biblischen Welt,- Menschen,- und Gottesbildes nicht mehr offen? Oder gibt es typische Verläufe im angesprochenen Heiligungs und Reifeprozess?
Einen 1. Unterschied im Gegensatz zum säcularen Erfassen des Wesens der Dinge besteht in der Orientierung über das Kreuz. Wahrheit im biblischen Sinn ist das Handeln Gottes, das Kommen Jesu. Was am Kreuz geschehen ist, ist wahr. Es besteht also der Grundparameter Kreuzesgeschehen. Hamman sagt ja zur allgemeinen Begrifflichkeit, zu allgemeinen Gesetzmässigkeiten und Zusammenhängen. Es gebe aber kein direkter Weg, der Umweg soll über das Kreuz führen. Denn das Ärgernis des Kreuzes ist denen die Glauben eine Gotteskraft.(1.Kor. 21-24)
Es braucht also ein Loslassen von der Sicherheit durch begriffliche Gedankensysteme. Und weitergeführt heisst das nichts anderes, Wahrheit ist nicht, sie geschieht. Gottes Wahrheit wird nicht gedacht oder gesagt, sie wird gelebt.
Schliesslich wird durch ein personales Wahrheitsverständnis das Sollen des Menschen gelöst. Das Soll ist in Gottes Gedanken vorgebeben und danach können wir uns ausrichten.
Fazit biblischer Erkenntnisbegriff:
-Personerkenntnis statt Sacherkenntnis, dabei geht es darum Gott zu kennen und nicht um ein grosses Wissen
-Einlassen statt distanznehmendes Hinsehen
-Anerkennung Gottes über "Ego Ich"
-Handlungsorientierung
-das Erkenntnissubjekt steht im Zentrum, aber nur um es wieder zu verlassen (Heiligung)
-Wahrheit definiert sich über die Person Gottes
-christliche Psychologie besteht nicht aus einem systematisch richigen theologischen Lehrgebäude sondern das Vertrauen in eine Person ist wichtig
-daraus folgt die Förderung des christlichen Psychologen respektive der erkennenden Person
-Wahrheit in Begrifflichkeit nur zulässig wenn der Weg übers Kreuz gegangen wird