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Dienstag, 10. Mai 2005
Räuber und Poli
Gauer
15:17h
Als ich in seine Augen sah, konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, dieser Mann, er könnte der Vater eines derjeniegen sein, deswegen er auf der Jagd war. Er in polizeilicher Montur, sie in alternativer, autonomer Kleidung. Das ganze hatte mit einem normalen Halt des Intercity Zugs in Zürich Flughafen begonnen. In Erwartung meines baldigen Arbeitsendes, ziehe ich die Minibar in Richtung Zugspitze. Als die Blockade kommt. Also eigentlich ist es keine Blockade. Die Jungen und Mädchen sitzen einfach überall. Der Gewohnheit folgend, künde ich mich an und verlange freie Bahn. Es sei jetzt nicht möglich, wird mir geantwortet. Hier und im nächsten Wagen sei der Durchgang versperrt. Ich könne nicht durch. Zum Teil sind sie bis zum Gesicht vermummt. In Verkennung ihrer Autorität, (ich frage mich woher sie dieses Denken nehmen) sitzen sie wartend da bis zum Kick der Begegnung. Mich nehmen sie unter ferner liefen ins Auge. Ich kann sie nicht erschüttern. Ist ja auch klar, habe zwar vorschriftsgemässe Kleidung, aber eben die des Verkäufers. Dessen bewusst suche ich nach Worten. Studenten billiger, Lehrlinge der volle Preis, bringe ich schliesslich über die Lippen, und meine damit das Bier und die Chips, die ich loshaben will. Einer kauft, woraus ich ihre friedliche Absicht doch erkenne. Plötzlich strömt sichtbar Gas in den Wagen. Tränengas bemerken einige, worauf sich der Wagen leert und die Konfrontation zwischen Polizei und Autonomen einmal mehr beginnt. Erkenne Polizisten auf dem Perron. Polizisten und Linke hetzen durch den Zug. Trotz Gas pflichtbewusst, arbeite ich weiter. Verkaufe noch zwei Getränke und erkläre den verdutzten Leuten was momentan geht. Inzwischen meldet sich auch der Zugsführer. Wegen Betriebsstörung täte sich die Abfahrszeit verspäten, sagt die Lautsprecherstimme. Nochmals meldet sich der Chef des Zuges, jetzt aber um alle aufzufordern den Zug zu verlassen. Na ja, mein Geschäft ist ohnehin gelaufen. Mit diesen Gedanken mache ich mich auf den Rückweg zum Packwagen. Auf dem Weg begegne ich eifrigen Polizisten. Einer fragt mich, ob es dahinten noch welche von den jungen Querdenkern im Zug habe. Antworte, ja ungefähr vier und realisiere, dass ich eigentlich nichts verpetzen wollte. Sage auch, schliesslich sehen nicht alle gleich aus. Genau das sei das Problem, meint der Rädelsführer, bevor die Amtsträger weiterstürmen. Kann meinen Weg nun fortsetzen. Unterdessen sind die Türen verriegelt. Hinter mir schlägt sich, nach einem Ausweg durch den Nebel und die leeren Gänge Ausschau haltend, ein Passagier durch. Schliesslich kann ich meine im letzten Elvetinokurs gepredigten neuen Aufgaben umsetzen. Nicht nur verkaufen soll ich, nein, auch dem Zugpersonal in Not helfen. Meine Billetknipserkollegin stürmt durch den Zug und fordert mich auf, den oberen Gang nach Leuten zu durchsuchen, währen sie den unteren Stock durchkämmt. Easy, denn mein Weg mit der Bar führt eh oben durch und ich schaue also genauer nach Leuten aus. Endlich im Gepäckwagen, räume ich zusammen und verlasse per Notschalter den Zug. Auf dem Perron gewahre ich das filzen einiger Jugendlicher. Haben also Erfolg gehabt, die Bullen. Aber was wollen die denn eigentlich? Glauben die wirklich Erfolg zu haben mit ihrer Aktion. Genau das wollen doch, die Jungen. Dass man ihnen nachrennt und sie beachtet. Sie wollen doch gehört werden. Ein paar Schrammen und dabei das Gesetz verletzten, das bedeutet ihnen nichts. Die Polizisten sollten es schliesslich besser wissen. Sie haben doch eine Uniform verpasst bekommen und sollten sich benehmen. Nicht zu vergessen der Altersunterschied. Wie Eingangs erwähnt, die meisten der Gesetzeshüter könnten Vater eines dieser Jungen sein. Aber anscheinend haben beide Lust zu spielen, Räuber und Poli, die einen mit Lust, die andern mit Liebe, bezogen werden Frust und Hiebe. ... Link (3 Kommentare) ... Comment |
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