j.home`s world
 
Dienstag, 2. Dezember 2014
dunklen gassen des himmels bd1

interpretiert von jh

Der Chor erdbasierter Engel für Jude traf sich regelmässig im Compass. Sie trafen sich aber nicht wie sich ein Verein trifft, einmal oder zweimal die Woche, nein, jeden Tag stellten sie sich ein um Neues aus ihrer Welt zu hören. Das Compass war ein Lokal ausschliesslich für die Anwaltsengel des dritten Hauses. Man kannte sich und selbst Chico, der Barman, war ein Eingeweihter. Es verband sie nicht zuletzt ein Teil an Erinnerung an die Gefilde des Himmels, irgendwo abgespeichert in der letzten Hirnecke. Sie waren sozusagen Engel in Menschengestalt, den biologischen Gesetzmässigkeiten des Körpers unterworfen und trugen einen bestimmten Teil zwischenmenschlichen Verhaltenkodex` in sich. Geprägt von himmlischer Gerechtigkeit mit einem guten Mass gegenseitigen Vertrauens und Wohlwollens. Einer von ihnen war Dollar, Bobby Dollar. Als Anwalt wurde er täglich mit verstorbenen Menschen konfrontiert, musste sich die Geschichten verstorbener Seelen anhören. Sie vor dem Fall ins ewige Feuer retten. Auf jedenfall war dies der Auftrag des Anaktoron, dem himmlischen Regierungsitz für Erdangelegenheiten. Bobby hatte aber keine Ahnung davon, dass er an einem dieser Tage ein geheimnisvolles Kapitel seines sonst schon erreignisreichen Lebens aufschlagenn würde. Der Ort des Debatierens um eine verstorbene Seele wurde zum albtraumhaften Tatort. Unauffindbar waren Seelen entschwunden. Bobby war gefordert wie noch nie und er würde nicht zulassen, dass er als Bauernopfer seiner Vorgesetzten endete. Dies war der Beginn eines einsamen Lebens in San Judas, Californien. Bobby startete durch um nicht unter die Räder der neuesten Entwicklung zu kommen.

Ein Spiel lässt sich nätürlich nicht ohne gegnerisches Team spielen. Täglich traten die erdbasierten Engel gegen einen Haufen Dämonen an. Und wenn man von den Engeln sagen konnte, sie hätten ein gewisses Mass an himmlischen Gewohnheiten behalten, so konnte man gleich erkennen, dass die Dämonen im wahrsten Sinne des Wortes eine Höllenbrut waren. Übermässiges Auftreten in Kleidung und sonstigem Outfit war da noch der kleinere Teil des höllischen Gehabes. Sie tricksten, logen und betrogen wie eine Schar aus dem Herrn der Ringe entlaufene Orks. Und das nicht nur unter seinesgleichen. Während also ein Engel vor allem im Auftrag des Höchsten unterwegs war, bedeutete Leben für ein Höllenwesen vor allem seine eigene Stellung zu sichern.

Der Engel Dollar, mit vollem Namen Bobby Doloriel Dollar, hatte sich daran gewöhnt, auf Erden zu sein, hatte sich daran gewöhnt, täglich Umgang mit der Gegenseite zu haben. Nicht das die Gegenseite ihn beeindruckte, nein, aber er war schon so lange in diesem Körper, dass sich unter die himmlischen Angewohnheiten andere eingeschlichen hatten. Es war nun soweit, dass Bobby mit den rauhen Sitten der Erde besser zurecht kam, als mit dem ständigen Geriesel von Heiligkeit in den himmlischen Gefielden. Und wenn er es auch nie direkt aussprechen würde, er liebte seinen Chor, er liebte seine Umgebung, und er mochte was er tat, auch wenn es manchmal bedeutete, schmutzige Hände zu bekommen und sich mit der Brut aus der Unterwelt abzugeben. An einem dieser Tage war es, da das sonst schon krasse Leben Bobbys eine ungewohnte Wendung nahm. Vom Büro an der Arch Street wurde er an jene zwei Fälle beordert, die eine Menge Fragen über die höllischen und himmlischen Machenschaften aufwerfen würden. Denn ein Ankläger der Gegenseite kam auf bestialische Weise ums Leben. Ob nun aus dem Himmel oder der Hölle, bei diesen Wesen hiess ums Leben kommen normaler Weise, das der Saft des alten abgestellt wurde und man von der Agentur einen neuen Körper bekam. Grasswachs der höllische Agent der an diesem mysteriösen Tag eine neue Reise antrat, verschwand aber restlos. Kein neuer Körper, kein neuer Grasswachs in anderer Gestalt. Körper und Seele mussten irgendwie auf unheimliche Weise das zeitliche gesegnet haben. Ebennoch war Bobby dem Höllenanwalt an die Kehle gegangen. Am andern Tag musste er schon die schlechten Nachrichten hören.

Eigentlich ging es am Tatort immer recht zur Sache, trafen die beiden Seiten aufeinander. Die Taten der Menschen wurden von jeder Seite aufs genauste gewogen. Jeder versuchte, die Seele in sein Reich zu ziehen. Der Mensch konnte ein gutes Leben geführt haben, der Ankläger fand Gründe, warum dies nicht so war. Hatte Bobby einen guten Tag, ging der Klient bestensfalls direkt in den Himmel. Für Fälle, da man sich nicht einigte, gab es das Fegefeuer. Und natürlich die Hölle für ausgekochte Schurken. Alles wäre in geplanten Wegen verlaufen, wäre nicht zusätzlich zu Grasswax` verschwinden auch noch die Seele eines Gestorbenen verschwunden.

Als aus ungeklärten Gründen ein Azubi aus dem himmlischen Archiv Bobbys Arbeit zugeteilt wird, lenkt dies Doloriels Blick auch auf seine Vorgesetzten. Er bespricht sich darauf mit seinem engsten Engelvertrauten, Sam. Im Compass besprach er mit ihm sein neuestes Misstrauen gegenüber allem was von oben kam. Hatte ihm sein Menschenkörper das Misstrauen nur eingeflüstert, oder hatte es einen wahren Grund. Die aktuellen Vorkommnisse schürten das schwelende Feuer und Bobby entschloss sich zu handeln. Bevor ihn ein himmlisches Gremium als Sicherheitsrisiko einstufen würde, würde er Antworten finden. Seine Nachforschungen brachten Bobby auf unsichere Pfade. Ein uralter Schrecken erwuchs aus dem Dunkel, jagte ihn durch ganz San Jude. Eine Gräfin des Höllenadels brachte zudem sein Gefühlsleben durcheinander. Ein Informant eröffnet Bobby eines Tages, das er einen Gegenstand des Paktes zwischen Himmel und Hölle auf sich trägt. Im Compass entgeht sein Freund Sam mit knapper Not der doppelten Beseitigung durch das Monster. Die himmlischen Vorgesetzten schicken Problembereiniger und üben sich in kontroversen Aussagen. Und alles in allem war es genau gesagt diese wilde Zeit, die in Bobby das geschürte Misstrauen bestätigte. Er kam nicht umhin festzustellen, dass irgendwelche Oberengel mit verdeckten Karten spielten. Leute aus seinen eigenen Reihen. War er ins tödliche Fadenkreuz eines Höllenfürsten geraten, so war er nun irgendwie auch den Absichten seiner Vorgesetzten ins Gehege geraten. Wie aber schon festgestellt, Bobby liebte das Leben als erdbasierter Engel. Mochten auch Mächtige mit geheimer Kelle angerührt haben, er würde nicht als blosse Zutat enden. Er hatte einen Auftrag, er bewahrte Seelen vor dem Fall. Und wenn die Mächtigen einen anderen Weg für einige Seelen bestimmt hatten, er würde es herausfinden.

Auch wenn Sir Tad in die dunklen Gassen des Himmels die Welt der High Fantasy verlassen hat, so bleibt das Buch dennoch ein wirklicher Tad Williams Schunken. Es ist nicht mehr Simon, der in Osten Ard gegen das Verderben anrennt, es ist auch nicht mehr die Erzählung des Schicksals zweier Königskinder aus dem Hause Eddon, noch weniger ist es eine kreirte Cyberwelt, in der der Held durch Märchenwelten reist, noch viel weniger ist es der Kampf einiger Edlen in einer Parallelwelt, oder einfach nur der Versuch das Herkommen der Drachen zu definieren! Nach mehr als zehn Wälzern in bekannter Williamsmanier, beschreitet Sir Tad neue Wege. Und ich bin versucht zu sagen, es hat den Meister die Intuition verlassen. Im Gegenteil würde ich als echter Fan behaupten, der beschrittene Weg erhebt den Autor in den Stand eines Rockstars. Ja, Sir Tad ist für mich durch die Gassen des Himmels zum Rockstar unter den Autoren geworden. Denn geblieben, ja sogar bissiger ist sein bildreicher Schreibstil, geblieben, ja verfeinert hat sich des Autors Witz in Wort und Satz. Blogunkel erachtet das aktuelle Werk als der ehrlichste Tad, den es je geben wird. Das Buch ist der Hammer und macht Sir Tad zum Star der Stars, eben zum Rockstar unter den Griffelhelden.

jh

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