j.home`s world
 
Tribune

*
Es ist Donnerstagabend. Erschöpft komme ich nach Hause. Der lange Arbeitstag fordert seinen Tribut. Schon seit Tagen denke ich an den Match des Stadtclubs, der an diesem Abend stattfindet. Es geht um den Verbleib in der obersten Spielklasse.

Ich mache mich also auf den Weg zum Ort des Geschehens. Bin spät dran. Der letzte Matchbesuch liegt bereits ein Jahr zurück und so weiss ich nichts mehr von einer Sektoreneiteilung. Also laufe ich zum Haupteingang, schnappe mir ein Ticket, und begebe mich zur Fantribüne längs des Spielfeldes. Securitas stehen gelangweilt vor einer Gittertür. Als ich die Hand an den Griff lege, werde ich angesprochen. Sofort zücke ich mein Ticket. Es ist in diesem Augenblick meine Legitimation gegen die Türwächter. Das sei der falsche Sektor, und hier dürfe ich nicht rein, bekomme ich zur Antwort. Mir dämmerts! Sektoreneinteilung als präventive Massnahme gegen Fans, die nicht nur den Sprechgesang in der Kehle haben, sondern auch das destruktive Mittel in der Hand. Schlussendlich lassen sie mich rein. Habe also doch nicht den Schein eines Hooligan.

Ich mach mich zuerst zum Bier- und Wurststand auf. Stadiongemäss verpflegt begebe ich mich zur Tribüne. Die Heimmannschaft ist prächtig in Form und spielt den Gegner schwindlig. Am Schluss stehts 6:1. Als ich da so sitze, betrachte ich meine Umgebung.
Fussballfeste haben so ihre eigenen Regeln. Es ist nicht erkennbar, welcher Zuschauer welchem Beruf angehört. Auch an der Körpersprache lässt sich nichts zur Schubladisierung erkennen. Eine bestimmte Verhaltensweise fiel mir jedoch auf. Man guckt
verhalten um sich und wirft dann den Abfall kunstgerecht dorthin wo ein Spalt klafft, zwischen die Stufen und somit auf den Boden. Jetzt sieht man den Abfall nicht mehr, er ist im grössten Kübel entsorgt.
Oder ich muss an jenen Mann denken, der in unserem Fansektor zuerst die gute Leistung des Gegners mit einem leisen Räuspern quittiert, dann seine Mannschaft verhalten anfeuert und schliesslich in unerhörten Jubel ausbricht. Er wird von mir klar aufgefordert, gefälligst in seinen Sektor zu gehen. Worauf ich umgehend von Dritten rechts über mir in die Schranken gewiesen werde. Es gilt also auch hier die Regel, trotz Sektoreneinteilung darf jeder dorthin stehen, wo es ihm beliebt. Das einzige Hindernis sind die Securitas. Aber die drücken ja auch mal ein
Auge zu, wie man gesehen hat. Meine Seele ist befriedigt. Ich habe das bekommen was ich suchte. Ein gutes Spiel, ein Bier und eine Wurst und jede Menge interessanter Leute.

j.home@jesusfreaks.ch

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Open Air

*
Fliegende Töne, hüpfende Beine,
anschwellende Stimmungen, Fest der Soloworker, einschlägige Konsumparty,
Dankgebet des Ernüchterten,
Blues des Abgetretenen - was bringt der kommende O. A. Sommer?
Bestimmt coole Happenings. Man schaue im Konzertkalender nach, wer wann und wo auftritt, und los gehts mit geschultertem Rucksack.

Die Haare hängen schief über der Schulter. Ausgesandt von der Seele, flackert in den Augen eine Sehnsucht nach Freiheit, Wind und Wetter. Die weite Welt wartet auf die mutigen Schritte eines ideenreichen Menschen. Im Kreise der Freunde wird die Geselligkeit zur Heimat.

Aber warte mal. Rucksack!? Tönt doch irgendwie veraltet. Wie wäre es mit Tüte oder Bag! Tütenbag! Soweit sogut. Das Festival verbreitet die gewünschte Stimmung und ist voll im Trend. Da nimmt man nicht den Rucksack mit sondern irgendeinen Bag. Und alles muss neu gestylt werden. Der Haarbusch muss der coolen Friise weichen, die Kleidung dem persönlichen Idol angepasst, die Haut wird geritzt, gestochen und gelocht. Rührt das maybe daher, dass der 70 Jahre Hippie wie ein zerfranster Hund daher kam? Und jetzt muss man zeigen, dass sich der einstige abgefuckte Stil gewandelt hat?

Wie sagen doch die Altvordern, die Kleidung zeugt vom Innern. Aber wissen die denn nicht, dass Kleider keine Leute machen! Innere Werte sind unabhängig von der äusseren Erscheinung. Ich bin schliesslich kein Materialist. Darum gerade besuche ich das
Open Air. Die Musikwelt vermittelt mir eben zeitlose Werte. Die kann mir dann niemand mehr wegnehmen.

Wäre nur noch anzumerken, dass es gut wäre, wenn das gewönliche Leben etwas vom positiven Einfluss gemeinsamen Erlebens abbekommen könnte. Zu schnell ist das high Light wieder erloschen und die guten Gefühle rutschen mitsamt allem Erlebten den Bach runter. Von neuem schauen wir nach dem speziellen Anlass aus. Von neuem erscheint das flackern in meinen Augen. Ich werde suchen, ich werde finden.

j.home@jesusfreaks.ch

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Tenue Blau

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Ich sitze im Wartesaal der Berner Bahnhofunterführung. Links von mir, ausserhalb des Raumes, bemerke ich etwas das sich vor meine Sicht schiebt. Es ist ein Bauch. Oder wie der junge Volksmund spricht, eine Pfanne, oder eine Wampe. Eben ein Bauch, ein zu dicker Bauch.

Der Eigentümer der Körperform wirkt sauber. Auch fehlt der zur Hälfte gerauchte Stumpen. Man sollte eigentlich nicht über die Unförmigkeit solcher Menschen reden. Jeder ist schliesslich froh, wenn man seinen Makel in Ruhe lässt.

Wenn ich es trotzdem tue, so hat es einen Grund. Ich muss gestehen, ich musterte die Hose des Mannes, denn mir fiel auf, dass ihr Schnitt kein gewönlicher war. Diese Art von Hose traf man an einem Ort an, wo Mode keine Rolle spielt ---
im Schweizer Militair des vorigen Jahrhunderts. Egal ob dünn, dick, lang oder klein, sie kleidete jeden. Aber wie! Niemand war gewappnet gegen die Verunstaltung, die sie hervorrief. Da sah man den kleinen Rekruten, der aussah wie Pinochio im Faltentuch. Oder den langen Kämpfer, den das Tenue in einen wandelnden Kleiderständer verwandelte. Oder den weder zu kurz noch zu lang geratenen mittelmässigen. Er sah aus wie John Travolta an einer Techno - Party. Dieses Tenue, es hat Insider Kultstatus. Längst ist es ausgemustert.

Als ich die Tenue blau Hose an diesem wohlbeleibten Mann entdecke, stutze ich. Kann es sein, das sie sich hierher verirrt hat? Und ich muss sagen, sie kleidet diesen für das Auge unschönen Mann ausserordentlich gut. Die Güte der Verarbeitung lässt ihn sicher in der Öffentlichkeit auftreten. Bleibt noch zu sagen, dass kultiges eben zeitlosen Wert hat. Nie geht unter, was für einen einfachen Zweck bestimmt war. In diesem Sinne verabschiedet sich:

jhome@jesusfreaks.ch

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neulich an einem fest in luzern

altstadfest 2003 in luzern. jedes jahr ein riesenrummel,riesenparty,tausende von leuten,literweise alk und tonnenweise würste und pasta. ausgelassene stimmung, die menschen gehen auf der strasse (unglaublich revolutionär, nicht?). es wird angebaggert,gefummelt,geknutscht und später dann auch geprügelt,geweint und gekotzt!

es ist so gegen 22.00 uhr und immer noch hell. ich kämpfe mich durch die menschenüberfüllte seebrücke auf der die autos trotzdem noch fahren dürfen (also doch nicht so revolutionär das ganze?). irgendwie fühle ich mich einsam unter all diesen übertrieben augelassenen menschen! plötzlich sehe ich mitten auf der strasse 2 männer mit langen weissen stöcken. die autos kurven um sie rum, ein buss hupt laut. die männer sind offensichtlich blind. die situation wird langsam brenzlig, komischerweise passiert aber nichts. niemand kümmert sich um sie. ein paar schauen gespannt was weiter passiert. ich schaue auch noch kurz und laufe dann ein paar schritte weiter. und geht da plötzlich es wie ein blitz durch mein herz: "was ihr einem der geringsten tut" etc.. sofort kehre ich um überquere die strasse und frage ob ich helfen kann. die beiden männer sind total verwirrt und bejahen mein hilfsangebot. sie haben sich völlig verlaufen. eigentlich müssten sie an den bahnhof, aber es sei alles so laut und überall zerbrochenes glas am boden und so viele laute leute, so haben sie einfach die orientierung verloren. ich biete meinen armn und begleite die beiden an den bahnhof, wo sie glücklich und sich nochmals bedankend ihren zug erreichen. ich schaue auf die vibrierende, festende, heisse altstadt rüber und beschliesse nach hause zu gehen. ja, denn ich hatte soeben mein fest und es war eine wohltat! habe weder gesoffen, gefummelt noch gekifft und fühle mich trotzdem high! high von jesus, voll vom heiligen geist und beduselt von gott! nein, eine moral hat diese geschichte nicht...sie ist einfach passiert und ich musste sie erzählen.

danke daddy, du bist einfach der beste und einzige!
gerardo

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Es ist Donnerstagnachmittag und ich geleite meinen Gast zum Bahnhof. In der Nähe des Spitals warten wir auf den Bus, als ein Mann im Rollstuhl auftaucht. Die Infusionsnadel steckt noch im Arm, die Füsse sind ohne Socken und seltsam blau und geschwollen. Die Absicht ist klar, der Mann will auf den Buss. Natürlich helfe ich ihm, und schliesslich ist mir der Mann nicht unbekannt. Der Rollstuhl ist aber zu breit, er passt nicht durch den Eingang. Also hieven ich und der Bussfahrer, der jetzt auch ausgstiegen ist, zuerst den Mann und dann den Rollstuhl rein. Drinnen sitzen da ein paar Freunde des Mannes. Ob ich der Sozialhefer sei und was ihm denn zugestossen sei, fragen sie. Er sei aus dem Fenster in seiner Wohnung gefallen und habe sich dabei beide Füsse gebrochen. Klingt noch annehmbar, denn er kann sich nicht auf den Füssen halten. Da er zu jener Sparte Mensch gehört, die man gemeinhin als süchtig abstempelt, dämmerts bei mir allmählich. Wahrscheinlich ist er abgehauen weil er Stoff braucht. Und ich hab ihm noch dabei geholfen. Bin ich nicht ein guter, anständiger Bürger? Als Christ jedoch denke ich mir, Gott ist es scheissegal wie unlauter die Beweggründe dieses Mannes zu dem Zeitpunkt sind, da ich ihn treffe. Aus Erfahrung weiss ich, Gott will dass ich jemanden helfe, ohne nach dem warum und wieso zu fragen. Schlussendlich muss ich sagen, es hat sogar Spass gemacht. Zusammen haben wir den Bussfahrplan verzögert und als er wieder aussteigen wollte, hab ich ihn zu seiner eigenen Verwunderung kurzerhand auf den Rücken genommen. Das hat sogar Spass gemacht. Und nun die Schlussbemerkung. Manchem in täglichen Abläufen gefangenen Menschen würde es gut tun wieder mal etwas unkonventionelles zu tun. Das Leben kann reich sein, wenn wir aufschauen und handeln. Mit besten Grüssen

J.home@jesusfreaks.ch

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