j.home`s world
 
Freitag, 8. Juni 2012
Jerry Cotton

Töte Miss America
Bastei Lübbe Taschenbuch Band 31529
1.Auflage Juli 2005

Der Boss der Bosse der Unterwelt in New Jersey, Elben Weaver, hatte sich eine seiner eigentlichen kriminellen Energieen zuwiderlaufende Aufgabe gestellt. Er war der selbsternannte Pate von Dabney Hessler, einer Beauty Queen, die trotz ihrer Jugend schon einige Schönheitswettbewerbe gewonnen hatte.

Dabney Hessler eroberte das höchste Krönchen. Gesteuert auf dem Weg nach oben wurde sie aber nicht mehr von Elben Weaver, sondern von Elijah Jones, der ehemaligen rechten Hand des Verbrecherkönigs. Mit dem den organsierten Verbrechen innewohnenden Hang zu gesetzwidrigen Mitteln, trieb der Mann, der seinem Boss einen Profikiller auf den Hals jagte, die Wahl Dabneys zur Miss America voran. Es schien, dass sich das Machtgefüge in der Unterwelt New Jerseys entschieden verändert hatte.

Elijah Jones, der Mann mit dem schönen Namen, zog das Spiel mit den eigenen Regeln durch. Dabney gab er zu verstehen, dass er der Protector sei, dass sie spuren müsse, wolle sie gewinnen. Und die Unterbosse akzeptierten den Start in eine neue Verbrecherära.

Dann tauchte auf einmal der Mann auf, der das Leben einiger Gangster zum Albtraum machte. Hank Kruger hatte eine Rechnung offen. Mit unbarmherziger Härte nahm er die ehemaligen Gefolgsleute Weavers aufs Korn. Einer nach dem Andern küssten sie das harte Pflaster New Yorks, bissen in den trockenen Staub Manhattens.

Als Phil und Jerry den Fall von Dr. High bekamen, mussten sie bald einmal feststellen, dass sie immer einen Schritt zu spät kamen. Eilten sie zum Tatort, war da nur noch eine Leiche. Der Mann hiess Hank Kruger und Phil und Jerry zerbrachen sich den Kopf darüber, was er mit dem sinnlosen Morden beabsichtigte.

Während dem war Dabney Hessler zur Miss America gekührt. Glücklich drehte sie nun die Runde, von Mikro zu Mikro, von Veranstaltung zu Veranstaltung, nahm die Ehrenbezeigungen, die einer Miss gebührten, entgegen. Was sie nicht wusste, war, das Elijah Jones bei der Wahl trotz Verbot Dabneys seine Finger im Spiel hatte. Würde sie Königin geworden sein, wenn die ebenso attraktive Tamara Bannister an der Konkurenz teilgenommen hätte. Unter Androhung von Gewalt verzichtete Tamara auf die Konkurenz.

Der Boss aller Bosse hatte sein Ziel erreicht. Dabney war die schönste und er nahm sich vor, ihr auf den Leib zu rücken. Als sie ihn jedoch abweist, bestürzt über sein Vorgehen, gab Elijah den Befehl, töte Miss America. Dabney entgeht mit knapper Not dem Anschlag.
Jerry und Phil waren nun auf heisser Spur, konnten den Rachfeldzug Hank Krugers aufdecken. In welcher Weise die Machtverhältnisse in Downunder New York nun wirklich gemischt waren, brachte selbst Phil und Jerry zum staunen. Auf jedenfall hatten sie wiedereinmal erfolgreich aufgeräumt.

Mit Jerry Cotton mache ich eine Ausnahme der Regel, keine Krimis zu lesen. Jerry Cotton hats mir angetan, dass ich hin und wieder schwach werde, mich dem Kult um seine Person öffne.
Den Figuren werden, ob gut oder böse, kurze, prägnante Beschreibungen verpasst, was den Zeilen eine zwischenmenschliche Note verpasst. Einige wie Dabney oder Sue Ellen, die ihren Mann verliert, gewinnt man sogar ein bischen lieb.
Natürlich sind Jerry und Phil die Superhelden. Sie sind hart, clever, mutig gerecht, zielstrebig und unbestechlich.(Zitat)
Was will man mehr. Jeder wird darunter etwas finden, dass ihn aus dem Alltagsstrudel seiner eigenen Schwachheiten zieht. Jerry Cotton verpasst leichte eingängige Unterhaltung und ist trotz gewissenlosen Hinmordens nicht ohne Herz.

Töte Miss America hatte mich eine Weile den Hauch der Welt Downunder New York spüren lassen. In eigner Sache hirnte ich an der Indentität Krugers rum, während die Kugeln haarscharf vorbeipfiffen,...äh, natürlich immer mit dem Kopfkissen im Nacken, oder habe ich nur geträumt? Auf jedenfall sind dies die konkreten Aufzeichnungen des Werdegangs Dabney Hesslers zur Miss America...

jh

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Mittwoch, 6. Juni 2012
Cyberspace

10 Kurzgeschichten von William Gibson
Heyne Verlag München 1994, 8.Auflage
copyright William Gibson 1986
Redaktion Wolfgang Jeschke für diese Ausgabe
aus dem amerikanischen von Reinhard Heinz

Kurzgeschichte Johnny Mnemonic S.38

Er war da im Drome, wo ihn die Kontaktperson schon erwartete. Zur Tarnung nannte sich Johnny Eddie Bax. In einer alten Addidas Tasche führte er zur Sicherheit eine Gun mit. Denn er hatte was zu verkaufen, wollte nicht übers Ohr gehauen werden. Sein Kontaktmann hatte ein Gesicht, gestylt wie ein Popstar, und neben ihm sass ein Bulle von einem Mann. Johnny nannte ihn kurz Beefsteak.

Plötzlich drängte sich eine Frau dazwischen, riss dem Beefsteak mit nanotechnisch veränderten Fingernägeln den Unterarm auf. Molly Million, stellte sie sich darauf vor.
Vorbei an den Magnetic Dog Sisters, stahlen sich Molly und Johnny dann aus dem Lokal.

Johnny Mnemonic war ein technischer Junge, führte auf der Databank idiot basis, die er in sich trug, einige Megabytes Wissen mit sich rum. Auf einem Chip war das Codewort gespeichert, dass jeweils nur der Käufer der Bytes, wusste. Oder man fand ein Squid, einen Supraleitenden Quantum-Interferenz Detektor. Der Cyborg Jones, der in einem Bassin vegetierte, besass so ein Squid, konnte für Johnny und Miss Million den Code knacken.

Irgendwo in Nighttown, einer verdrehten Nachtwelt, da auch die Lo Teks waren, findet Johnny sein neues Zuhause. Johnny, Miss Million und Jones sind nun Freunde, verdienen nun den Unterhalt mit Bytes, die sie den Besitzern entwenden, irgendwo im Space an den Mann bringen, was nicht selten dubiose Gestalten sind. Johnny ist nicht primitiv, er ist technisch, eben Johnny Mnemonic.

Gekonnt verlegt William Gibson den Angelpunkt der Handlung irgendwo in das Nachtleben einer Grossstadt. Dort führt der Weg von drei eigentlichen Loosern in diesselbe Richtung. Miteinander widerstehen sie der Yakuza, bringen es zustande von dem Wissen anderer zu leben. Nicht Maschinen sind es, oder Supermans, die den Faden der Geschichte ziehen, sondern junge, unerfahrende aber technikorientierte Freaks. Und die Technik beschränkt sich längst nicht mehr nur auf tote Gehäuse. Sie ist dem Menschen eingebaut. Virtuelle Welten tun sich auf, die William Gibson in der Vergangenheit für die Zukunft erfunden hat. Nicht umsonst nennt man ihn den Vater des Cyberspace.

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Dienstag, 5. Juni 2012
die herren von winterfell

Das Lied von Eis und Feuer
George R.R.Martin
Blanvalet 2010 Taschenbuchausgabe
2.Auflage
Copyright 1996 by George R.R.Martin
aus dem amerikanischen von Jörn Ingwersen
S.571/€15.00

Der Winter naht, geheimnisvolle Wesen tauchen hinter der hohen Schutzmauer auf. Eddard Stark, Lord von Winterfell und Wächter des Nordens wird an den Hof berufen, als die rechte Hand des Königs, Lord Jon Arryn, Herr der Ehr aus dem grünen Tal von Arryn, ums Leben kommt. In ihrer Jugend waren Eddard und Robert Baratheon, Herr über die sieben Königslande, Kampfgefährten. Doch nun scheint sich die Gesinnung des Königs gewandelt zu haben.

Als Eddard auf Königsmund eintrifft, findet er seinen einstigen Kriegsgefährten in den Wirren einer höfischen Umgebung verstrickt. Man munkelt, die Hand sei durch die Tränen von Lys gestorben, eines starken Gifts. Die Witwe ist überzeugt, dahinter stecken die Lennisters, die seit jeher schon eigene Ziele verfolgten.

Einst gehörte das Land den Drachenlords. Die vereinten Heere konnten das Drachenbanner vertreiben, bezwangen den letzten König und man sagt, er wurde von einem Lennister erschlagen.

Am Hofe angekommen, macht sich Eddard daran, Licht ins Dunkel zu bringen. Er weiss jedoch noch nicht wem er trauen darf, versucht seine Würde zu bewahren. Sein eigener Sohn wurde aus einem Burgfenster gestossen. Was hatte er wohl für ein Geheimnis entdeckt, und wer wollte es vertuschen? Wieso stirbt ein Mann, der eigentlich noch keine Schwäche zeigt, eines plötzlichen Todes? Wieso stirbt beim Turnier ein junger Ritter, getroffen am Hals mit unzerbrechlicher Lanze? War das Zufall oder Absicht? Es sind Fragen, die beantwortet sein müssen, will Eddard den König von der Falschheit einiger seiner Untergebenen überzeugen.

Im Osten regt sich zudem Widerstand, ein entkommener Drachenprinz will mit fremder Streitmacht sein Königstum zurückerobern. Bevor er dies jedoch kann, muss er die Loyalität der Reiterlords der weiten Steppe sichern. Was keine einfache Sache ist, denn man nennt ihn den Bettelkönig.

Das Unheil in Westeros nimmt seinen Lauf. Verrat und Mord schwächt die Macht der Winterfells. Eddard ist auf einer Mission, die ihn und seine Familie entzweit hat.

Wer mit feiner Klinge erzählte Rittergeschichten liebt, ist bei George R.R.Martin und seinen Herren von Winterfell richtig gut aufgehoben. Von verschiedenen Seiten und Personen nimmt er die Welt auf Westeros aufs Korn. Die Handlungstränge sind auf verschiedene Häuser und Personen verteilt. Auch wenn einige Charaktere über die Seiten des Buches wetzen, man findet keinen, dessen Bild R.R.Martin nicht mit Hingabe vermittelt. Ein Schwein erkennt man als Schwein, und man glaubt es dem Autor, wenn er beschreibt, aus welchen Gründen zum Beispiel ein Winterfell kalte Gegenden der warmen Stube von Heuchlern vorzieht. Um das Buch allerdings nicht schon wieder nach den ersten Seiten beiseite zu legen, tut man Gut daran, die Register am Ende des Schmökers zu studieren. Schliesslich und endlich, nach genüglicher Innewerdung der verschiedenen Häuser, wird Westeros unseren Lesesessel gefährlich rocken. Die Klingen werden spürbar auch unser Herz durchstossen. Der Geschmack von Pferden und Leder wird sich über Wochen in unsern Räumen halten. Schliesslich hat George R.R.Martin das getan, was sein Vorbild Sir Tolkien auch getan hätte, hätte er die Zeit dazu gehabt, die Erzählung weit über die tausender Marke zu setzen. Die Herren von Winterfell entführt uns in die magische Welt des Mittelalters, erzählt von einem Sohn Uncle Sam`s, George R.R. Martin.

jh

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Montag, 21. Mai 2012
Traumjäger und Goldpfote

Tad Williams 1985
Sonderausgabe im Fischer Verlag 1996
aus dem amerikanischen von Hans J. Schütz
Taschenbuch S.380
ISBN 3-595-13327-0
DM 12.-

In der Welt der Katzen vom Mauertreff Stamm, geschehen unheimliche Dinge. Goldpfote und andere Katzen sind unaufindbar aus dem alten Wald verschwunden. Am regelmässigen Treff, da die alten ihre Weisen singen, den jungen von den Ahnen erzählen, wird daher beschlossen eine Abordnung an den altehrwürdigen Hof zu schicken. Enttäuscht muss jedoch Fritti Traumjäger zur Kenntnis nehmen, dass er übergangen wurde. Da ist aber noch Langstrecker, eine alter Weitspürer, der die Dinge kommen sieht und bemerkt, wie Fritti auch den Entschluss gefasst hat, sich auf die Suche nach Goldpfote zu machen.

So machte sich denn Fritti voller Hoffnung auf die Reise. Auch er ging zuerst an den Hof, um die Königin um Rat zu bitten. So gern wollte er die Rätsel lösen, die ihm gestellt waren. Am Hof lebten die Erstgeher, Abkömmlinge der Urkatzen. Königin Mirmirsor Sonnenfell wusste jedoch keinen Rat. Es blieb Fritti nichts anderes übrig, als weiterzusuchen. Eine Bedrohung hatte sich jedoch indessen in die Welt geschlichen, war spürbar, die die Suche nach Golpfote zuerst einmal in den Hintergrund stellte. Ohne richtige Unterstützung der Erstgeher, machte sich Fritti nun weiter auf die Reise.

Traumjäger bekam nun jedoch Unterstützung einer Fela. Dachschatten schloss sich seiner Mission an. Schon länger mit dabei war Raschkralle, der sich auf den Weg von Traumjäger geschlichen hatte. Mit dabei von der Partie war auch Grillenfänger, wenn er denn nicht gerade von einem irrigen Gedanken in die Weite gescheucht wurde. Zu dritt verliessen sie die Heimat der Erstgeher. Dunkle Wesen mit roten Krallen, vom Bösen missgestaltete Kreaturen drohten währendessen immer wieder aus den Schatten zu brechen.

Ennet der Katzenjaul und nicht fern vom Rattblatt Wald, lebte oder vielmehr gesagt vegetierte eine der Drei Urkatzen, Grizraz Kaltherz. Kaltherz ermordete seinen Bruder Windweiss, lebte fortan in der Tiefe der Erde auf einem Thron fast toter Katzen. Vastnir war sein Name. Sein Reich gründete sich auf Angst und Unterdrückung. Und Kaltherz`s Ziel war klar, eine Herrschaft des Schreckens musste aufgebaut werden.

In diesen Hügel wurden die Gefährten von den Krallenmonstern geschleppt. Dort in den Tiefen waren sie nun zum Graben der Stollen verbannt, wie alle andern unglückseligen Gefangenen. Beinahe gerieten die Gefährten an den Abgrund des Todes. Traumjäger lehrte jedoch ein Gebet, dass Feuertatze, die andere Urkatze als Rächer auf den Plan rief. Feuertatze stürmte nun den verpesteten Hügel, brachte Tod und Verderben unter die Ausgeburten des Bösen. Vastnir stürzte ein, bergrub Grizraz Kaltherz.

Nachdem das katzifizierte Unheil erkannt und besiegt war, machte sich Traumjäger erneut auf die Reise. Einen Hinweis hatte er noch. Gegeben hat ihn Feuertatze. Er solle zu den M`an gehen, den Gestreckten. Dort auf einer Insel in einem Turm, lebte Goldpfote. Als Fritti sie jedoch aufspürte, hatte sie kein Interesse mehr. Das Essen und die Schmeicheleien der Gestreckten hatte sie verändert. Nichts ist ihr mehr an einem Lied oder an einem gemeinsamen Streunen gelegen. Enttäuscht aber entschlossen, dass er weiterhin im alten Wald leben wollte, verliess Traumjäger Goldpfote, machte sich auf in den alten Wald, wo Dachschatten bereits auf ihn wartete.

In gewohnter Erzählmanier, nimmt uns Tad Williams mit auf eine kätzische Abenteuerreise. Und wer Katzen liebt, kommt bestimmt auf seine Rechnung. Die Namen der Katzen sind ideenreich, die vom Bösen missgestalteten gruselig. Auch versteht es Tad, dem Leser Spannung zu vermitteln. Er gibt eine ganze Erklärung ab, über die Herkunft der Katzen. Den Menschen wird ihre eigene Entstehung durch die Katzenwelt zugewiesen. Mystische Traumwelten beleben den Erzählstrang. Wer dieses Buch wie ich in die Hand nimmt, wird es entweder darum tun, weil er Katzen liebt, oder weil er einen Tad Williams einfach lesen muss. Es ist zudem ein Frühwerk, und lässt den späteren Charakter der Werke Tads aufblitzen. So wünsche ich den Lesern den Segen der Katzen: einen guten Tanz! Und Nre`fa-o, auf Wiedersehen.

jh

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Donnerstag, 10. Mai 2012
Der Angriff des Greif

Autor: Christian Gauer
Jahr 2012

Menschen kennen Grenzen, Tiere eigentlich auch. Wieso aber das Verhalten eines menschlichen oder tierischen Individuums manchmal Offenheit gegenüber dem Anderssein zeigt, bleibt im eigentlichen verborgen. Solange der Mensch die ausgetretenen Pfade der Zivilisation beschreitet, solange er in der Sicherheit des Wohlfahrtstaates lebt, wird er nie in Bedrängnis geraten, seine Grenzen anderst bestimmen zu müssen. Die künstliche Parallelwelt, die er sich geschaffen hat, gehört ihm. Die Berge, Seen, Flüsse und Täler jedoch noch weitgehend auch den Tieren.-

Solche Gedanken sind es, die an jenem schönen Novembermorgen, mein kognitives Verständnis der Welt filtrieren.

Vetrauenswürdig, aber durch mich nicht immer gutgeheissen, meldete sich mein Körper mit einem flauen Morgengefühl. Müde nahm ich die ersten paar Laufmeter vom Schlafzimmer ins Ankleidezimmer unter die Füsse. Die ersten Strahlen der noch morgendlichen Sonne kleideten die Wohnstube in warmes Gold, vertrieben allmählich meine düsteren Gedanken. Als der Geruch von Kaffee meine Sinne betörte, und als das braunheisse Nass in meinen Magen floss, wurden meine Morgenmuffelallüren vollends ins Abseits getrieben.

Durch die Energie des Kaffees aus der Senke des Vergessens gezogen, war ich nun zu jedweder Tat bereit. Schon in der Frühe des Tages hatte ich mein Briefing absolviert. Dies erledigte ich jeweils liegend und es informierte mich über meine Tagesziele, trennte mich aber auch von Unwichtigem. So nahm ich mir heute die Zeit, mich mit meinen Streifutensilien zu wappnen, die ich an einem Ledergürtel hängen hatte. Meine Hunde zurrte ich in ein Zaumzeug und schon bald war ich bereit, mich den Wegkilometern entgegen zu stürzen. Meine Routen waren allesamt so beschnitten, dass ich in ein bis zwei Stunden wieder zu Hause sein konnte. Denn schliesslich musste ich als Hausmann, was mir mein Briefing mit unverücklicher Festigkeit immer wieder vor Augen hielt, haushälterische Taten einbeziehen.

Nun aber zog ich aus dem Duft von Abenteuer erstmal meine Inspiration. Der Weg führte mich hinauf zur Strasse, die zur nächsten Siedlung führte. Gehorsam trotteten meine zwei Streifer hinter mir her. Sie gehorchten im Allgemeinen meinen Befehlen. Eine Grenze war jedoch erreicht, wenn sie den Kopf zur Jagd neigten. Ungefähr zur Halbzeit meiner heutigen Route, passierte ich eine Wiese, an dessen Rand sich ein abschüssiger Streifen Wald entlang eines Baches zog. Seltsame Nebelschwaden umschlichen Inseln aus trübem Schein. Durch ihr Brechen des Sonnenlichts, verwandelten Wolken so gross wie Raumschiffe die Landschaft in eine grosse Partyhalle.

In Gedanken holte ich jene Völker aus der Gedächtnistruhe, die von der Jagt gelebt haben. Wie musste es wohl gewesen sein, als tägliche Beschäftigung die Beschaffung von Essbarem zu haben, und dies nicht bei Coop Migro oder Aldi, sondern durch jagen tätigen zu können! Meine Hunde zehrten an der Leine. Irgendwoher ertönte der schrille Schrei eines Raubvogels. Ich weilte noch bei den Jägern, als ich bemerkte, das der Schrei des Greifs näher gekommen war. Intuitiv schaute ich um mich, erblickte die Vögel immer noch in beruhigender Entfernung.

Die Welt war für mich in Ordnung, die Grenzen klar gezogen, ich auf dem Boden, du da oben. Ich setzte also in einem von Raubtieren gesäuberten Land einen Fuss vor den andern. Ich konnte diese Spezies beobachten, ohne Gefahr zu laufen. Indessen zog der Greif seine Kreise tiefer und enger. Ich ging in die Hocke, rief die Hunde zu mir, wollte das Schauspiel geniessen. Der Greif hatte seinen Schnabel offen, schien zu lächeln. Einen steinwurfweit in der Höhe zog er weiter seine Kreise. Mein Knie begann zu schmerzen. Neben mir sassen immer noch meine Hunde.

Unvermittelt traf ein Strahl der Sonne mein Gesicht und ich schloss kurz meine Augen, neigte zudem meinen Oberkörper leicht zurück. Goldenes Gelb lies die Wirklichkeit zum Traum werden. Wilde Tiere ästen im Dunst unrealer Wirklichkeit, verschlossen meinen Sinn für das Existentielle. Zeitlupenmässig stiess der Schemen des Greif mit den Krallen voraus hernieder. Triumphierende Pfiffe gellten durch den Äther. Ich hob meinen Stab zur Abwehr über den Kopf. Die Kralle streifte meine Stirn, Federn schlugen mir ins Gesicht. Gerade als der Greif fester zupacken wollte, konnte ich mich aus meiner Befangenheit lösen. Fester packte ich meinen Stab und ruderte mit den Armen. Schliesslich tat ich einen finalen Streich und für einen kurzen Augenblick brannte mir der Blick des Greifs seine tierischen Gefühle ins Gedächtnis.

So geisterhaft wie er mir erschienen war, entfernte sich der Greif auch wieder und ich schaffte es, mich in ein nahes Wäldchen zu retten. Noch nicht richtig bei Sinnen, versuchte ich erstmals meine Gedanken zu ordnen. Blut rann mir dabei auf die Nase, verklebte mein Gesicht und zeugte von einer Realität, die ich so nicht wahrgenommen zu haben glaubte. Unvermindert freundlich sandte die Sonne ihre Strahlen übers Feld, und ich überlegte, was es denn nun war, das meine Wege mit einem unerwarteten Abenteuer belegte.

Hatten meine Hunde in den Minuten des Träumens mit mir gebalgt? War es wirklich dieser von mir zuletzt beobachtete Greif, der in meine Welt einbrach? Und als er auf mich niederstürzte, hatte er etwas in mir oder an mier bemerkt, das mein Wissen übersteigt? Fragen über Fragen türmten nun meterhoch mein Hirn zu, wo vorher noch eitel frei ein Traum war. Stirnwunde hin oder her, jetzt war ich wirklich erstaunt, wusste nicht mehr was der Realität entsprach. Ob Hund oder Vogel, würde mich die Natur noch mit andern Abenteuern beschenken?

Ich liess die Wiese hinter mir, befolgte wieder Wege, die innerhalb meiner Grenzen lagen. Eingangs vermittelte ich den beinahe zum Schädel verkommenen Kopf des Greifs. Selbstredend hat er sich mir eingebrannt, an den Rest, kann ich mich nicht erinnern.

jh

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